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Mit so sinnigen Fragen nach Enten und Rollern wollten wir uns an diesem Wochenende mal näher beschäftigen. Auf der belgischen Rennstrecke Spa-Francorchamps fand das "legendäre" 24-Stundenrennen der Citroen 2CV-Modelle statt; dem einen oder anderen aber besser bekannt unter dem Spitznamen "Ente".
Darüber hinaus führten wir dieses Mal eine kleine Gruppe an, in der auch ein Motorroller (450er Yamaha) mitfuhr. Bei manch' einem würden da Fragen aufkommen wie z.B.: Sind Roller Motorräder und sollte man Rollerfahrer grüßen? Uns fällt die Antwort darauf leicht: Ja, wieso nicht?
Roller sind für uns weitaus eher Motorräder als die ganzen fahrenden Telefonzellen mit Anhänger & Rückwärtsgang oder gar deren dreirädrige Pendants als Trikes mit ihren stets monumentalen Besatzungen. Abgesehen davon gehören die Rollerfahrer ja im Winter neben den Gespannfahrern und den paar Unverdrossenen zu den wenigen Nicht-Weicheiern, die Wind und Wetter trotzen - und allein dies macht sie schon sympathisch und grüßenswert - ok, wenn sie zuerst grüßen...;-)
Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir morgens wie immer in Köln, der schönsten Stadt am Rhein. Am vereinbarten Treffpunkt warteten wir zunächst auf unsere Mitfahrer. Von acht angemeldeten Motorrädern kamen letztendlich nur zwei mit; der letzte, dem es wohl trotz Sonnenschein und Griffheizung doch schon zu kalt war, meldete sich unmittelbar vor der Abfahrt noch telefonisch ab.
Es war zwar morgens tatsächlich noch etwas kühl, aber das änderte sich von Minute zu Minute. Das Wetter war an diesem Tag einfach top und so machte die Fahrt natürlich auch mit drei Moppeds großen Spaß. Die knapp dreihundert Kilometer lange Motorradtour versprach, mal wieder ein Highlight im doppelten Sinne zu werden: Einerseits galt hier wieder der Tourenfahrer-Spruch, dass der Weg das Ziel ist und andererseits wartete diesmal auch am Zielort selbst ein tolles Event auf uns. Dass die Veranstaltung nichts mit Motorrädern zu tun hat, tat dem Spaß keinen Abbruch.
Diese Motorradtour durch die Eifel und das Hohe Venn wollten wir komplett autobahnfrei fahren. Also fuhren wir zunächst durch die weitläufige Ebene der Kölner Bucht, um zügig die Rureifel zu erreichen.
Von der kurzen Anfahrt in die Rureifel gibt's nix Besonderes zu berichten - es ging gefühlt stets geradeaus und an immer gleich aussehenden Feldern und Wiesen vorbei. Grund genug, in der Nähe von Nideggen im Bikertreff "Green Mile" eine erste Kaffeepause einzulegen. Draußen noch schnell eine Zigarette gequalmt und drinnen lockte dann ein Kaminofen und ein phänomenales Frühstücksbuffet.
Doch aufgepaßt: Entweder man schlägt sich am Buffet den Bauch voll und bezahlt für "all you can eat" inclusive Kaffe nur sieben Euro oder man bestellt sich lediglich einen Kaffee und bezahlt dafür nur einen Euro. Ein "Mittelding" gibt's nicht.
Wir hatten den kleinen, aber entscheidenden Fehler begangen und einen Kaffee und nur ein belegtes Brötchen bestellt - und sollten dafür ebenfalls schlappe sieben Euro abdrücken. Hä ? Der Kaffee für einen Euro und für das Brötchen satte sechs zusätzlich ? Irgendwie schien das am Ende dem Wirt auch nicht sehr plausibel und er stutzte die Rechnung dann doch noch auf 4,50 Euro pro "Biker-Gedeck".
Nach dem Aufwärmen am Ofen fuhren wir wieder gen Westen weiter und kurz hinter Nideggen erreichten wir dann den Nationalpark Eifel, wo sich das Gelände schlagartig änderte und sich, zusammen mit dem Wetter, in schönster "Motorradtauglichkeit" präsentierte:
Wir fuhren zuerst an der Abtei Mariawald in Heimbach vorbei. Die Kuttenträger brennen und verkaufen dort übrigens einen ziemlich harten Kräuterschnaps - ob die Jungs das Gebräu in einsamen Stunden dort auch selber ausgiebig probieren, ist nicht überliefert; die dicken Klostermauern hüten dieses Geheimnis. Für uns ging es - ohne Kräuterschnaps - weiter in zahllosen Kurvenpassagen hinunter zum Rursee und von da via Kalterherberg hinüber ins belgische Hohe Venn.
Das Gebiet rund um den Rursee (die offizielle Bezeichnung lautet übrigens Rurtalsperre Schwammenauel) ist ein wahres Eldorado für Moppedfahrer - siehe auch unseren Tourbericht "Wasser, Senf & Likör - eine Achterbahnfahrt durch die Rureifel". Über kleine und kleinste Landstraßen fuhren wir dann durch die Wälder des belgischen Hohen Venns.
Ab der Grenze waren es nur noch knappe dreißig Kilometer bis zur Rennstrecke in Spa-Francorchamps. Natürlich haben sich Vettel und Schumi auch hier längst im Geschichtsbuch verewigt; beide haben sowohl diverse Rundenrekorde aufgestellt und beide standen dort natürlich schon auf dem Siegertreppchen.
An diesem tollen Herbstwochenende stand aber ein anderes Highlight auf dem Programm: Das 24-Stundenrennen der Entenpiloten. Wir hatten zuvor eine kleine Beschreibung über dieses Event gefunden:
...von 60 gestarteten Enten kamen nach 24 Stunden und ein paar Minuten
noch 30 Teilnehmer ins Ziel. Ein wenig Schwund ist halt immer.
Das Fahrerlager und die Boxengasse offenbarten die abenteuerlichsten Umbauten:
Doppelte Schwingarme, BMW-Motorradmotoren,
komplette Fiberglas-Konstruktionen,
Schalldämpfer sucht man vergebens, sie sind überflüssiger Luxus...
Grund genug, sich das einmal live anzusehen. Schön ist, dass der Eintritt an der Rennstrecke, auf den Tribünen und im Paddock kostenlos war. Man konnte selbst in den Boxen den Mechanikern über die Schulter schauen. Doch bevor man dazu kam, mußte man erstmal durch unzählige Reihen von Enten aller Art durch.
Vor der Einfahrt zur Rennstrecke fand nämlich noch ein großes Ententreffen statt. Von der liebevoll restaurierten 2CV im Neuzustand bis hin zu völlig runtergekommenen Arbeitstieren war einfach alles vertreten.
Allein dieses Treffen wäre schon eine eigene Anfahrt wert gewesen. Helene, die als junges Mädchen von einer Charleston-Ente geschwärmt hat, konnte gar nicht genug bekommen.
Im Fahrerlager und in den Boxen wurde natürlich heftig geschraubt und die Motoren eingestellt. Mittendrin lief eine Jazz-Band und machte Musik. Obwohl alles einen lässigen Eindruck machte, konnte man an den Gesichtern der Mechaniker aber schon ablesen, dass es ihnen mit dem 24-Stundenrennen dennoch ernst war.
Dabei sein ist zwar schön, aber durchhalten und vielleicht gewinnen wohl noch schöner - das galt auch hier. Um kurz nach 16.00 Uhr ging es dann los. Wie in der Formel 1 fuhr das Feld erstmal eine Einführungsrunde, bevor dann die Ampel von rot auf grün schaltete und sich die Meute in Bewegung setzte.
Wir haben uns das Spektakel von der Haupttribüne aus ein paar Runden angesehen, aber als die Sonne sich so langsam aufmachte, hinter den Hügeln zu verschwinden, haben wir uns auch wieder auf die Socken gemacht.
Noch einmal fuhren wir über's Hohe Venn und durch die Rureifel, noch ein Tank- und ein Kaffeestop und schon waren wir wieder Zuhause.
Last, but not least: Der Rollerfahrer hat sich mehr als gut gehalten...;-)
Auf den letzten Kilometern der Rückfahrt hatten wir übrigens Glück: Wir flogen die lange Gerade am Militärflugplatz Nörvenich vorbei (L477 / Heerweg) und hielten an der Gaststätte "F104" an. Als wir nach dem Kaffee wieder losfuhren, kamen wir keine zweihundert Meter später an einer Laserkontrolle der Rennleitung vorbei. Ein freundliches bzw. eher erleichtertes Winken konnte ich mir beim Vorbeifahren nicht verkneifen...
Tipp: In den Vollbild-Modus schalten...
Reisetourer's Fazit:
Das Hohe Venn und die Ardennen sind ein wahres Motorradparadies. Es ist schwer, sich davon loszueisen, um z.B. eine Veranstaltung wie das Entenrennen zu besuchen, denn man möchte am liebsten nur fahren, fahren und fahren...