Wasser, Senf & Likör - eine Achterbahnfahrt durch die Rureifel

Ein Rundkurs durch die Rureifel

Monschau Monschau

Der Behauptung des Tourismusbüros, dass die Tage in der Rureifel wirklich schöner seien als anderswo, wollten wir mal detailliert auf den Grund gehen.

 

Obwohl wir natürlich die Gegend schon einigermaßen kennen, besorgten wir uns übers Internet von einem ebenfalls bekannten Tourenfahrer-Portal eine Motorrad-Routenbeschreibung für das Navi. Schon bei der Abfahrt in Köln wunderten wir uns aber, denn das Navi teilte uns mit: "Die vorgegebene Route ist mit Ihren Einstellungen nicht vereinbar..." - was das bedeutete, haben wir dann später erfahren.

 

Um auf schnellstem Wege in die Rureifel zu gelangen, fuhren wir zunächst von Köln aus über die Autobahn A 1 bis nach Erftstadt und von dort über Landstraßen weiter in Richtung Nideggen. Die Fahrt dahin ist wenig bis gar nicht spektakulär, führt sie doch meistens schnur geradeaus. Endlich in Nideggen angekommen, sollte man ggf. nochmal auftanken, denn im weiteren Verlauf der Tour gibts kaum Tankstellen.

 

Unmittelbar hinter Nideggen beginnen die Straßen, sich förmlich durch die Hügellandschaft zu winden. Ist man einmal in der Gegend von Nideggen, führen fast alle Straßen irgendwo "runter" zum See. Gemeint ist natürlich der Rursee, Deutschlands zweitgrößter Stausee. Die Größe des Sees erkennt man auf den ersten Blick gar nicht, denn der See windet und verlängert sich, fast wie in Skandinavien, in unzählige fjordähnliche Seitenarme.

 

Die Gegend um den See herum ist ein Nationalpark und wird im Laufe der Zeit wieder zu einem Stück europäischen Urwald werden, da er völlig dem Schalten und Walten der Natur überlassen ist. Man sollte also abseits der Straßen und Wege die Natur nicht beeinträchtigen. Die Eifel-Ranger, erkennbar an ihren kanadischen Mounty-Hüten, haben ein Auge drauf. Das Konzept "Natur & Freizeit" scheint hier aufzugehen, denn es siedeln sich schon wieder Tierarten an, die hier lange Zeit verschwunden waren; u.a. sogar der "Eifeltiger", eine kleine Wildkatzenart. Wir haben allerdings keinen gesehen, weder einen Ranger noch einen Tiger...

 

Die Straßen sind jedenfalls überall gut ausgebaut und verleiten wie von selbst zum zügigen bzw. zum viel zu zügigen Fahren. Im eigenen Interesse sollte man's aber lassen. Einerseits unterhält die Rennleitung bei schönem Wetter einige gnadenlose Streckenposten, die dann teure Erinnerungsfotos schießen, und andererseits begegnet man auch vielen Sonntags-Autofahrern, die schon mal unangekündigt sehr merkwürdige Abbiege- und Wendemanöver veranstalten.

 

Darüber hinaus sollte man auch darauf achten, welche Route man fährt: Die zuvor aus dem Internet heruntergeladene Routenbeschreibung wollte uns partout über die L128 von Steckenborn nach Woffelsbach lotsen - eine Strecke, die zwar traumhaft schön zu fahren ist, die allerdings für Motorradfahrer an Wochenenden gesperrt ist. Schöne Empfehlung. Unser Navi hatte Recht: Die vorgegebene Route war mit unseren Einstellungen nicht vereinbar...einmal mehr bestätigte sich, dass der Download von kompletten Routen eigentlich nicht zum gewünschten Ziel führt.

Die Senfmühle von Monschau

Aber, wie gesagt, fast alle Straßen in der Gegend führen früher oder später zum Rursee. Also haben wir die Route gelöscht und sind weiter "frei Schnauze" gefahren.

 

Wir fuhren erstmal hinunter zur Staumauer in Rurberg. Im Sommer ist der dortige "Imbiß am Damm" voll von Motorradfahrern - dieses Mal waren wir die einzigen.

 

Überhaupt trafen wir an diesem Herbst-Samstag unterwegs nur wenige Motorradfahrer. Viele haben sich wohl schon wegen ihrer Saisonkennzeichen in den Winterschlaf verabschiedet.

 

Vom Rursee aus fuhren wir durch unzählige Kurvenpassagen hinauf nach Simmerath - dort im Ortsteil Strauch liegt die Biker-Ranch - heute war sie jedoch auch wie leergefegt. Ein Bikertreff ohne Biker sieht irgendwie trostlos aus. Da wir weder Hunger noch Durst hatten, fuhren wir weiter; den Berg jetzt wieder hinunter nach Monschau zur Senfmühle.

 

Zwischen alten Mühlsteinen wird dort noch heute, wie in alter Zeit Moutarde de Montjoie, der Monschauer Senf, handwerklich hergestellt. Er wird dort in 19 verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten, da fällt die Auswahl schon schwer. Darüber hinaus kann man im Geschäft noch viele andere Gaumenfreuden aus der Region kaufen: Ardenner Nußschinken, delikate Wildpasteten oder Eifeler Spirituosen...

 

Weiter ging es mit vollen Seitenkoffern von Monschau aus über die "Hochebene" durch das kleine Dorf Höfen. Es ist bekannt für seine meterhohen Hecken, die man dort als Windschutz gepflanzt hat. Im Winter pfeift hier oben nämlich oft ein gnadenlos kalter Wind. Heute war es aber angenehm warm - sicherlich sehr zum Verdruß der Saisonkennzeichenfahrer, die eben nicht mehr fahren dürfen.

 

Die Tour heute war ein abwechslungsreiches Rauf & Runter mit unzähligen Kurvenpassagen - und so fuhren wir dann von Höfen aus wieder hinunter am Rursee vorbei zum Kloster Mariawald in Heimbach. Der Rastplatz am Kloster, u.a. auch mit Restaurant und Klosterladen, mausert sich im Sommer ebenfalls zu einem "inoffiziellen" Bikertreff. Abgesehen vom Beten haben die Jungs vom Kloster echt was drauf - in der Herstellung von hochprozentigem Klosterlikör. Ein kleiner Flachmann paßte noch in die Koffer, die schon voll mit Nußschinken, Senf und Pasteten waren. 

Der Überblick von der Burg Nideggen

Zum Abschluß der Tour besuchten wir dann noch die Burg Nideggen, um uns von da oben mal anzusehen, wo wir heute überall waren.

 

Der Ausblick von der Burg ist schon beeindruckend; zumindest bei schönem Wetter. Man kann übrigens das Burginnere bzw. deren Museum auch besichtigen.

 

Für ein "kleines" Eintrittsgeld von 3,00 Euro darf man hinein und erfährt dann etwas über die Geschichte von Nideggen und seiner Burg.

 

Fotografieren darf man in der Burg nicht; es sei denn, man kann eine Genehmigung der Kreisverwaltung vorweisen - aber wer hat sowas schon dabei ? Da wir natürlich auch keine Erlaubnis hatten, unsere Kamera aber sichtbar war, wurden wir aufgefordert, eine bürokratische Erklärung mit Angabe unserer Personalien zu unterzeichnen; vermutlich eine Belehrung über die Urheberrechte. Wir haben dies verweigert - und durften trotzdem rein.

 

Wir fragten uns, was uns da drin wohl an Außergewöhnlichem erwarten würde, dass so ein Aufhebens darum gemacht wurde. Naja, es wurden dann ein paar Ritterrüstungen, ein paar mittelalterliche Gewänder und einige Holzmodelle von der Burg gezeigt...

 

So langsam stellten wir dann fest, dass die Tage in der Rureifel tatsächlich nicht länger sind als anderswo - damit hatte das Tourismusbüro dann schon mal recht. Ob ein Tag in der Rureifel schöner ist als woanders, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es kommt auch sicher darauf an, was jeder Einzelne für sich daraus macht. 

Tipp: In den Vollbild-Modus schalten...

Reisetourer's Fazit

Die Rureifel mit dem Motorrad zu erkunden, macht süchtig. Wer es einmal gemacht hat, kommt wieder, keine Frage.

 

Auf jeden Fall bietet das Gebiet rund um den Rursee tolle Motorradstrecken - von leicht bis anspruchsvoll, bergauf und bergab. Man könnte hier tagelang fahren, und würde immer wieder neue Routen entdecken. Neben den beiden bekannten Bikertreffs "Green Mile" in Nideggen und der "Biker Ranch" in Strauch gibt es einige "inoffizielle" Treffpunkte wie z.B. der "Imbiß am Damm" in Rurberg oder der Rastplatz am Kloster Mariawald in Heimbach. Last, but not least: Auch zu den Ardennen ist es nur noch ein Katzensprung...

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