Neue Grenzerfahrungen im Saarland

Motorradtour zu den Saarbikern

Die Anfahrt von Köln aus gestalteten wir samstags recht unspektakulär über die A1 bis zum Ende in Blankenheim. Von da aus fuhren wir dann über die schön geschwungene B 51 bis nach Mettlach und dann nochmal kurz über die A8 bis nach Neunkirchen im Saarland. Im dortigen Gästehaus der IPA (International Police Association) fand die Multimediashow über unsere "Grenzerfahrungs-Reise" statt.

 

Satte zwei Stunden Fotos und Filme mußten die Saarbiker dann über sich ergehen lassen - versteckte Hinweise zwischendurch zeigten, dass das irgendwie ein bisschen zu lang war, das müssen wir nochmal überarbeiten...;-)

 

Wir hatten von der Reise gut vier Stunden Videomaterial und knapp 5000 Fotos mitgebracht und selbst heute können wir uns daran nicht satt sehen. Aber es ist verständlich, dass andere das nicht so sehen, auch wenn's "nur" zusammengeschnittene zwei Stunden sind.

 

Nachdem die Saarbiker aber insgesamt tapfer ausgehalten hatten, ging es nahtlos über zum Schwenken. Für alle Nicht-Saarländer: Schwenken ist so etwas wie Grillen. Das Grillrost ist hier an einem Dreibein befestigt und schaukelt (schwenkt) in kreisenden Bewegungen über dem Feuer.

 

Der technische Fortschritt hat auch vor dem Schwenken nicht halt gemacht: Inzwischen gibt es Schwenker mit Kugellagern oder auch mit Ventilatoren. Der "echte" Saarländer kauft sich aber keinen, sondern baut sich einen - und der hat dann schonmal Dimensionen, dass er auch als Panzersperre dienen kann.

 

Den Begriff "Schwenker" gibt's dann im Saarland auch gleich dreimal: Derjenige, der grillt, ist der Schwenker; das Gerät, auf dem gegrillt wird, ist der Schwenker und letztlich heißt auch das Grillgut Schwenker. Jedenfalls schmeckte das geschwenkte Fleisch sehr gut.

 

Bis weit nach Mitternacht wurde fleißig geschwenkt und parallel dazu über alle möglichen Motorradtouren gesprochen. Klar, wenn knapp dreißig Moppedfahrer aufeinander treffen, gibts über alle möglichen Länder etwas zu erzählen.

 

Gut finden wir, dass die Saarbiker ihre meisten Aktivitäten immer mit einem sozialen Zweck verbinden - wie halt im vergangenen Jahr die Krebshilfe. Damals gelang es den Saarbikern, für die Krebshilfe binnen weniger Stunden (und trotz strömenden Regens) über 500 Euro zu sammeln. Dieses Jahr sind einige Spendenaktionen zugunsten von Kindereinrichtungen geplant.

Gegen Mitternacht löste sich die Schwenkerei dann allmählich auf und wir bezogen unser Zimmer im IPA-Haus. Der Hammer: Unmittelbar neben dem Klo stand ein Prospektständer mit Infobroschüren zum Saarland. Es wären genug Broschüren da gewesen, um auch die längste "Sitzung" zu überbrücken. Mal ehrlich: Irgendwie ist das doch unhygienisch, oder ?

 

Wenn man sich mal bildlich vorstellt, wie der Vorgänger da gesessen ist und ge... hat - nee, keine zehn Pferde hätten uns dazu gebracht, so ein Teil anzufassen. Man möchte unterstellen oder zu gute halten, dass die Prospekte da vielleicht nur "zwischengeparkt" waren - aber direkt neben der Kloschüssel ? Hätte man da keinen anderen Platz finden können ?

 

Am Sonntag brachen wir dann gegen zehn Uhr in Richtung Heimat auf. Wir wollten dieses Mal gänzlich auf die öden Autobahnen verzichten und fuhren also nur über Landstraßen nordwärts. In Dillingen kamen wir an einem ehemaligen Lokschuppen vorbei und da dort zig Moppeds parkten, wollten auch wir mal nachsehen, was da los war.

 

Es begann gerade ein Bikertreffen, dessen Erlöse einem Kinderhospiz zugute kommen würden. Eine schöne Sache, wie eine Woche zuvor bei den Biker4Kids in Düsseldorf.

 

Im Lokschuppen - wie sollte es auch anders sein - wurden dann die Weichen vom heutigen Schicksal gestellt. Ein Mitglied der saarländischen Rennleitung quatschte jeden an, der "nicht bei drei auf'm Baum war" - wir hatten ihn übersehen und liefen ihm voll in die Arme. Neben den Stories zu den aktuellen Unfallzahlen blieb bei mir jedoch hängen, dass es im ganzen Saarland (angeblich) nur noch 10 Rennleitermoppeds geben würde, weil das Land kein Geld mehr habe - und nur kurze Zeit später nahm dann das Schicksal seinen Lauf... 

Allgemeine Verkehrskontrolle...

Nachdem wir den Freund und Helfer in Dillingen wieder alleine an seinem Stand zurück gelassen hatten, machten wir uns wieder auf, um an der Saar entlang zu cruisen. Zwischen Dillingen und Saarburg ist die B 51 wunderbar ausgebaut.

 

Man könnte da wunderbar durchfahren, doch alle paar hundert Meter wechseln die Geschwindigkeitsbeschränkungen; scheinbar ohne jeden Sinn und Verstand - von 70 auf 50 auf 100 und wieder runter auf 50, wieder rauf auf 70 und so weiter.

 

Das ging kilometerlang so, bis plötzlich aus'm Gebüsch eine "rote Kelle mit Arm dran" raussprang und uns zum Anhalten nötigte.

 

"Allgemeine Verkehrskontrolle", hieß der Beamte und er wies uns an, neben vier grünweißen BMW's zu halten. Im zweiten gesprochenen Satz strafte er den ersten schon Lügen, denn es handelte sich nicht um eine allgemeine Kontrolle, sondern er warf uns vor, mit satten 96 km/h in der 70er-Zone unterwegs gewesen zu sein (wie gut, dass sie nicht in der 50er-Zone gemessen haben).

 

Er hätte gerne gehabt, dass ich den angeblichen Verstoß sofort zugegeben und gleich unterschrieben hätte, doch stattdessen sagte ich ihm, dass er es hoffentlich sportlich nehmen würde, denn Lasermessungen bieten immerhin viel Potential für gute Anwälte. Das Saarland ist sowieso so schön zum Motorradfahren, da bietet sich ein künftiger Gerichtstermin doch wunderbar als Anlaß für eine weitere Tour an.

 

Wir ließen uns den Fahrspaß davon jedenfalls nicht verderben und erreichten nach einiger Zeit die schöne Vulkaneifel mit den engen Kurven. Kurz hinter Bitburg wird aus der B 51 in nördlicher Richtung die L 32 und noch ein Stückchen weiter tauchte unvermittelt auf einer Anhöhe bei Staffelstein am rechten Fahrbahnrand eine mobile Pommesbude auf.

 

Abgesehen davon, dass es auf gefühlt fünfzig Kilometern die einzige Möglichkeit war, etwas zu Essen oder Trinken zu bekommen und allein deswegen schon Grund genug war, da anzuhalten, verwies der Besitzer gleich stolz auf mehrere Urkunden, die seine Grillwurst als beste in ganz Europa prämierten - zumindest im Jahre 2010.

 

Lecker war sie tatsächlich und auch noch preiswert. Kaum standen wir am Straßenrand, hielten auch schon nach und nach zahlreiche andere Moppedfahrer an und binnen kurzer Zeit wurde aus der einsamen Pommesbude ein inoffizieller Bikertreff. Bleibt zu hoffen, dass die Bude jeden Sonntagnachmittag da steht.

 

Beim anschließenden Start wollte die BMW dann plötzlich ihren Dienst versagen; der Anlasser gurkte mit letzter Kraft rum, schaffte es aber noch, den Motor zum Laufen zu bringen. Ein paar hundert Meter weiter blinkte dann die ABS-Leuchte wie wild auf und die Borduhr sprang auf 00.00 Uhr. Als wir dann zum Check in Gerolstein an einem Café anhielten und wieder starten wollten, ging gar nix mehr.

 

Während Helene resigniert den Kaffee bestellte, habe ich der BMW ins Ohr geflüstert, dass der nächste Schrottplatz nur einen Anruf und eine letzte Fahrt auf einem Hänger entfernt sei.

 

Irgendwie schien sie das zu beherzigen, denn sie sprang dann doch nochmal an. Die Lichtorgel vorne im Cockpit blinkte zwar immer noch, aber wir konnten zumindest bis nach Hause fahren.

 

So, wie es aussieht, wird demnächst ein weiteres Kapitel in der Rubrik "History" geschrieben werden...

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Reisetourer's Fazit:

 

Eine zu lange Präsentation, das Meeting mit der Rennleitung und die kränkelnde BMW machen es nicht gerade leicht, dieses Wochenende als "Top-Motorrad-Wochenende" zu werten. Unter anderen Bedingungen wäre es das aber geworden, denn das Saarland bietet herrliche Motorradstraßen und die Saarbiker sind eine tolle Truppe...

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