Home > Touren & Treffen > Grenzerfahrung > Etappe 3
Am dritten Tag unserer Motorradreise rund um die Grenze Deutschlands ging es dann wieder auf der "Grünen Küstenstraße" entlang den Deichen - sozusagen von einem Fischbrötchen zum nächsten.
Gegen Mittag erreichten wir endlich Wischhafen, wo wir mit der Fähre nach Schleswig-Holstein übersetzten.
Ein kilometerlanger Stau vor der Auffahrt zur Fähre hat uns nicht beeindruckt - Einheimische hatten uns zuvor darauf hingewiesen, dass Motorradfahrer am Stau vorbeifahren dürften, um als Erste auf die Fähre fahren zu können. So war's dann auch.
Wir fuhren über Husum, Itzehoe in Richtung Flensburg. Verglichen mit den ersten beiden Tagen war die Gegend etwas interessanter, was das Fahren betrifft. Kurz hinter Itzheoe, in dem kleinen Städtchen Hohenwestedt, hatten wir dann noch ein nettes Erlebnis; allerdings das vorerst letzte für diesen Tag:
An einer Pommesbude wollten wir draußen kurz etwas trinken. Prompt kamen die Inhaber heraus, zeigten auf unser Kölner Kennzeichen und teilten freudestrahlend mit, dass sie ja auch Kölner seien. Sie wären erst vor drei Monaten hierher gezogen. Die Freude bei den beiden war so groß. dass sie uns spontan einluden, einen Zwischenstopp mit Übernachtung bei sich Zuhause zu machen. Hätten wir das doch bloß angenommen...
Heute sollte es nämlich unfreiwillig die längste Etappe dieser Reise werden. Geplant war eigentlich, bis zur Kieler Bucht zu fahren und in Laboe für zwei Tage zu übernachten. Nach einem Abstecher zur nördlichen Grenze unseres Landes und einer Vorbeifahrt am Kraftfahrtbundesamt fuhren wir dann durch Kiel bis vor's Marine-Ehrenmal nach Laboe. Es war Samstag und in Laboe war Hafenfest; uns schwante schon nichts Gutes, denn für dieses Etappenziel hatten wir kein Hotel vorgebucht.
Es kam dann auch, wie es kommen mußte: Es gab nicht ein einziges Hotelzimmer. Mittlerweile völlig erschöpft - unter'm Helm waren es gefühlte 50 Grad - begannen wir dann, die gesamte Kieler Bucht zurück bis nach Schilksee abzufahren, um in jedem Ort die gleiche Erfahrung zu machen: Vorfahren vor's Hotel, Helene stieg ab, stiefelte rein und kam mit deprimierendem Gesichtsausdruck zurück.
In Schilksee, sozusagen am nördlichen Ende der Kieler Bucht angekommen, telefonierte ich dann mit dem BMW-Infodienst, aber auch der konnte uns nicht weiterhelfen; an diesem Wochenende gab es überall Hafenfeste, aber keine freien Hotels. Wir fuhren also wieder zurück nach Kiel, mittlerweile sogar bereit, in einem superteuren 5-Sternehotel in Kiel zu übernachten. Doch in der Innenstadt traf uns der nächste Schlag: Wir fuhren mitten in den WM-Autokorso hinein; Deutschland hatte Argentinien gerade mit 4:0 abserviert.
Streß & Hitze wurden längst schon unerträglich. Gedanklich zog ich schon eine ruhige Parkbank vor - auf die Idee, zurück nach Itzehoe zu fahren, kamen wir leider nicht. Stattdessen entschieden wir uns, weiter ins Landesinnere, in Richtung Plön zu fahren, denn: Wo keine Häfen sind, da sind wohl auch keine Hafenfeste. Um es kurz zu machen: In Ascheberg fanden wir gegen 22.00 Uhr und nach zusätzlichen ca. 150 ungeplanten Kilometern eine kleine Pension mit Restaurant und Biergarten - den Landgasthof Langenrade.
Ich ließ mich fast vom Motorrad fallen und stiefelte in den Biergarten; ein großes Wasser und ein großes Bier und Minuten später von beidem dann nochmal eins. Die Wirtin öffnete für uns sogar nochmal die Küche und es gab Maränen. Richtig gelesen, Maränen und keine Muränen. Maränen sind kleine Fische, die nur in Seen leben, die schon vor der letzten Eiszeit entstanden waren und man kann sie nur rund 6 Wochen im Jahr fischen, so unsere Wirtin.
Mir war's ziemlich egal, ich hätte auch Fischstäbchen gegessen. Nach dem Essen fielen wir jedenfalls völlig erschöpft in die Betten. Die Kieler Bucht war damit für uns abgehakt; den ursprünglich geplanten Ruhetag hätten wir zwar dringend gebraucht, aber wir entschieden uns, am nächsten Morgen früh aufzustehen und nach Mecklenburg-Vorpommern "rüberzumachen".