Etappe 15: Von Furth im Wald nach Burghausen

Hinter Regen fings an zu regnen, berühmte & berüchtigte Häuser und die längste Burg Europas...

Wir verließen die Oberpfalz früh am Morgen, um im Laufe des Tages Oberbayern zu erobern. Wie am Tag zuvor fuhren wir wieder in Richtung Neukirchen und Lam - und passierten demzufolge auch noch mal die Auffahrt zum Großen Arber.

 

Hatten wir in der Oberpfalz noch Sonnenschein, so wurde es jetzt zum ersten mal auf der Tour zunehmend grauer am Himmel. Irgendwann sahen wir an einer Kreuzung Straßenschilder mit dem Hinweis auf die Stadt Regen. Regen lag nicht auf der Route, also sind wir auch nicht hingefahren, aber bezeichnend war schon, dass es hinter Regen dann auch zu regnen anfing. Leider brachte der Regen keine wirkliche Abkühlung; war es vorher heiß, wurde es jetzt heiß und schwül.

 

In Passau, das wir eigentlich nur als durchlaufenden Posten auf unserem Plan hatten, beschlossen wir, die größten Schauern in einem Café an der Donau abzuwarten. Passau im Regen ist nicht wirklich schön - doch welche Stadt ist das schon? Wir saßen rund eine Stunde an an der Donau bis Petrus dann Mitleid mit uns hatte und wir weiterfahren konnten. 

 

In Simbach am Inn überquerten wir den Inn. Unmittelbar hinter der Brücke lag Braunau. Zeit für die nächste Kaffeepause und ein paar Fotos; natürlich auch von dem Haus, nach dem man nicht fragen sollte...

 

Die Grenzerfahrungstour hat auch etwas mit deutscher Geschichte zu tun, also gehörte das Haus in der Salzburger Vorstadt Nr. 15 auch zur Route. Die Österreicher gehen da allerdings ziemlich verklemmt mit um; einerseits tun sie so, als wollten sie von der Existenz des Hauses nichts wissen, aber andererseits geben sie in der Touristeninfo am Marktplatz bereitwillig, aber in leiserem Ton, detaillierte Auskunft wie man hinkommt - sozusagen wie das verschämte Herüberreichen von Schmuddelfilmen unter der Ladentheke.

 

Also, liebe Ösis, reißt das Geburtshaus von Hitler entweder ab oder steht zu diesem Teil Eurer Vergangenheit; ansonsten erweckt Ihr einen Eindruck wie das Denkmal am ehemaligen Grenzübergang: Nicht Fisch und nicht Fleisch.

 

Da uns eine Weiterfahrt durch Österreich an dieser Stelle nicht viel gebracht hätte, sind wir also wieder nach Simbach gefahren. Ein paar Kilometer weiter gab's ja noch ein Geburtshaus zu besichtigen - das vom ehemaligen Papst Benedikt XVI. in Marktl am Inn am Marktplatz. Nachdem wir nun die beiden geschichtsträchtigen Orte am Inn besucht hatten, fuhren wir gemächlich die letzten paar Kilometer auf der Bundesstraße nach Burghausen.

Wer nach Burghausen will, kommt an der Wacker Chemie und der Neustadt nicht vorbei. Nix besonderes, wie halt alle neuen Städte. Aber dann fährt, nein, man rollt langsam die kurvige Straße in die Altstadt runter und fühlt sich um hundert Jahre oder mehr zurückversetzt.

 

Die perfekt restaurierte Altstadt von Burghausen liegt unmittelbar am Ufer der Salzach. Zur linken der Fluß, ein kleiner Streifen liebevoll restaurierter Altstadt und zur Rechten geht's den Berg hoch; zur längsten Burg Europas. Mit ihren 1.051 Metern Länge ist sie eine der imposantesten Burganlagen der Welt und zudem eine großartige Leistung mittelalterlichen Burgen- und Wehrbaus.

 

Sie besteht aus sechs für sich abgeschlossenen Höfen, die durch Tore, Gräben und Zugbrücken gesichert waren. Die Burganlage ist ganzjährig geöffnet. Der Eintritt ist frei. Gebührenfrei sind im übrigen auch alle Parkplätze und Parkhäuser der Stadt - ein netter Service für die Bürger und Besucher der Stadt.

 

Wir waren im Hotel Burgblick auf der österreichischen Seite der Salzach untergebracht. Vom Balkon unserer Suite aus hatten wir einen spektakulären Blick über die gegenüberliegende Burg und die Altstadt. Alle Hotelzimmer haben den Blick auf Burghausen, jedoch nur die Suiten auf der dritten Etage haben jeweils einen großen Balkon und bieten den besten Überblick. Wer mal nach Burghausen fährt, sollte sich den kleinen Aufpreis für eine Suite durchaus gönnen: Man muß kein Hardcore-Romantiker zu sein, um beim Sonnenuntergang auf dem Balkon zu sitzen, einen Wein zu trinken und den Blick schleifen zu lassen und sich wohlzufühlen...

 

Bevor wir diesen Ausblick genießen konnten, war jedoch vorher wieder eine Stadtführung per pedes angesagt. Doch unsere Stadtführerin hatte Erbarmen mit uns: Den eigentlich geplanten Weg hoch zur Burg ersparte sie uns; stattdessen zeigte sie uns die versteckten Winkel der Altstadt.

 

Übrigens, berühmtester Tourist in Burghausen war mal Napoleon, der mit einem ganzen Heer ein paar Tage hier verbrachte, bis seine Leute eine Brücke über die Salzach gebaut hatten. Die Burghausener waren damals auf den kleinen Franzosen nicht gut zu sprechen, denn er "fraß' ihnen förmlich mit seinen hunderttausend Mann binnen vier Tagen die Lager leer. Seinerzeit retteten die Bürger von Tann die vor dem Verhungern stehenden Burghausener. Noch heute gedenkt man dieser Rettung durch eine alljährliche Einladung zu einem Festmahl.

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