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Honda CB 650 Custom, ein US-Klassiker

Die Akzeptanz der Sucht durch Aufgeben von Standpunkten

Honda CB 650 Custom by reisecruiser.de Honda CB 650 Custom

Wie bereits geschildert, hatte ich meine persönliche Wirtschaftskrise einige Jahre zuvor und deshalb erschien im Sommer 2008 wieder Licht am Ende des Tunnels (keine Angst, es war diesmal keine Straßenbahn):

 

Meine zwischenzeitlich ins Leben getretene Lebensgefährtin, die zuvor noch nie auf einem Motorrad saß, akzeptierte, dass ich mir für 1.000 Euro ein gebrauchtes Mopped kaufen konnte.

 

1.000 Euro ist ne' Menge Holz, wenn man sie nicht hat, aber zu wenig, um einen gut erhaltenen BMW-Boxer zu kaufen. Es war wie das Leben eines trockengelegten Alkoholikers, der nach fünf Jahren Abstinenz in eine Kneipe geht und sich ein Hefe-Weizen bestellen könnte, möchte, muss. Ich war hin- und hergerissen zwischen der Sucht, endlich wieder fahren zu können und dem festen Standpunkt, nie wieder etwas anderes zu fahren als einen BMW-Boxer.

 

Was soll ich sagen, die Sucht gewann - frei nach Adenauer: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern ? Und so kauften wir uns eine Reisschüssel; mehr gab's für das Geld eben nicht. Immerhin war sie reisschüsselmäßig etwas besonderes: Eine US-Version einer Honda CB 650 Custom aus 1982.

 

Zum Zeitpunkt des Kaufes hatte sie gerade 25.000 KM gelaufen und war in einem gut erhaltenem Zustand. Das ist wichtig, wenn man, wie ich, schraubertechnisch zwei linke Hände hat. Mit dem Preis von 900 Euro konnten wir auch nix falsch machen. Was wir geldmäßig natürlich vergessen hatten, waren die Unsummen für die Ausrüstung meiner Lebensgefährtin, die ja jetzt notwendig wurde.

 

Am Ende ergab es sich, dass da nochmal fast dasselbe ausgegeben werden mußte wie für den Kauf des Moppeds. Doch das ist ein anderes Thema.

6.000 km mit der CB 650 Custom

Motorradtreffen | reisecruiser.de Mit der CB 650 C auf Motorradtreffen

Im folgenden Sommer 2008 muß die Honda dann einen Psycho-Schock erlebt haben, denn sie wurde aus dem Dornröschenschlaf geweckt und ihr Tachostand kletterte binnen weniger Monate über die 30.000 km-Marke.

 

Wir besuchten mit ihr einige Motorradtreffen und Biker-Veranstaltungen im Umland von Köln. Viel weiter konnten wir damit nicht fahren, weil meiner Sozia nach meistens 200 km der Hintern weh tat, denn die Sitzbank war eben nicht sehr komfortabel.

 

Was mich betraf, fand ich das Mopped etwas zu niedrig und last, but not least, was uns beide gemeinsam betraf, stellte die Custom mit ihren 50 PS etwas zu wenig Leistung zur Verfügung. Trotzdem haben die Fahrten Spaß gemacht, denn es ist immer noch besser, mit einem etwas "schlechteren" Motorrad zu fahren als gar kein Motorrad zu haben. Abgesehen davon war unsere seltene amerikanische CB 650 Custom ein Blickfang auf vielen Treffen, was uns schon ein bisschen stolz machte.

 

Im Herbst forderten unsere Teilnahmen an diversen Motorradkorso mit dem ständigen Stop and Go ihren Tribut: Die Kupplung versagte ihren Dienst. An sich nichts Weltbewegendes, aber zum erstenmal wurde uns deutlich gemacht, dass das Motorradhobby nicht nur mit Fahren zu tun hat. Dummerweise habe ich die berühmten "zwei linken Hände" und war nicht in der Lage, die Kupplung zu tauschen. Ein Reparaturhandbuch für die Honda CB 650 Custom half da auch nicht.

 

Zum Glück fanden wir in Köln eine Werkstatt, die sich mit solch' alten Schätzchen auskennt und für kleines Geld schnell hilft: Motorrad Kaup. Wer eine sterile Werkstatt sucht, in der er vom Boden essen kann, ist da klar fehl am Platze. Der ganze Laden erweckt eher den Eindruck, eine Zweirrad-Zweigstelle der Ludolf-Brüder zu sein. Für uns spielte das keine Rolle, uns interessierte nicht der Bodenbelag, sondern die Leistung:

 

Für 160 Euro bekam unsere CB 650 Custom dort eine neue Kupplung und einen Ölwechsel (eine Honda Vertragswerkstatt wollte 550 Euro haben). Im Winter gab's noch ein Elektrikproblem und eine neue Batterie mußte auch kurze Zeit später her; so langsam summierten sich die Ausgaben für Ersatzteile und Werkstattbesuche.

Der Anfang vom Ende

CB 650 Custom CB 650 Custom

Beim großen Frühjahrsputz 2009 bemerkten wir dann, dass eines der Auspuffrohre komplett durchgerostet war. OK, der neue Sound war auch nicht schlecht, aber es wurde klar, dass da wieder Kosten auf uns zukamen. Ausserdem wünschte sich die Custom unbedingt neue Schuhe. So langsam wurde es zuviel.

 

Im April ging's dann auf zur letzten größeren Fahrt, zum "Anlassen 2009" auf dem Nürburgring. Die Fahrt über die altehrwürdige Nordschleife hat nochmal richtig Spaß gemacht. Wir fuhren inzwischen allerdings auf der letzten, allerletzten Rille des Hinterreifens.

 

Irgendwie war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. An sich wäre eine größere Überholung oder gar schon eine Restaurierung fällig gewesen. Da wir uns denken konnten, dass dies eine größere vierstellige Aktion werden würde, ließen wir den Gedanken aber wieder fallen. Stattdessen platzierte ich die Custom an einem Sonntagabend im Internet - und schon am folgenden Morgen meldete sich jemand, der sie unbedingt haben wollte. Zum Glück wohnte der Interessent ebenfalls in Köln. Ich fuhr erstmal hin, um mir das übliche Gemeckere anzuhören; kennt man ja: Für kleinstes Geld möglichst ein Neufahrzeug mit Garantie...

 

Aber es kam ganz anders. Mitten im Gespräch fragte der Typ plötzlich nach dem KFZ-Brief und wie ich nach Hause kommen würde. Ich traute meinen Ohren nicht - er wollte sie tatsächlich haben. Wir haben uns dann auf 1.300 Euro plus einen nagelneuen 50ccm-Motorroller geeinigt. Und: Nein, ich bin nicht in Lederkombi mit dem Roller nach Hause gefahren. Wir haben es umgekehrt gemacht; er kam mit dem Roller zu uns und konnte da die Honda in Empfang nehmen.

 

Die Verabschiedung unserer legendären Honda CB 650 Custom war etwas wehmütig, wir kamen uns wie kleine miese Verräter vor. Aber der neue Besitzer fuhr sie auf unsere Empfehlung hin umgehend zum Kaup, um eine Generalüberholung machen zu lassen, also war's in Ordnung so. Wir haben dann zügig den Roller verscherbelt und uns die BMW K 100 RT gekauft, mit der wir einige Zeit auch äußerst zufrieden waren.

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