Etappe 16: Von Burghausen nach Füssen

Berge & Seen, endlose Kurven und der Irrtum mit dem Aschenbecher...

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Die nächsten zwei Tage sollten nun das Paradies für die BMW werden. Kurz hinter Burghausen sahen wir bereits die ersten Ausläufer der Alpen und wir erreichten ziemlich schnell Bad Reichenhall, wo wir eine Pause einlegten und mehrere alternative Strecken überlegten. Leider hatten wir ja nicht soviel Zeit und mußten uns für einige wenige Highlights entscheiden und auch noch darauf achten, dass diese irgendwie auf oder an unserer Route lagen. Es gibt natürlich noch eine ganze anderer Menge spektakulärer Streckenabschnitte und Pässe, aber wie gesagt, die Alpen waren ja - leider - nicht unser Ziel an sich.

 

Wir fuhren also zunächst von Bad Reichenhall in Richtung Berchtesgaden, um zum Königssee zu gelangen - doch diese Idee hatten offenkundig viele andere Urlauber aus NRW, Niedersachsen und Meck-Pom ebenfalls. Also ließen wir es und drehten wieder um; der Königssee war damit leider gestrichen; weitere touristische Highlights sollten aus diesem Grunde noch folgen.

 

Wir hofften dann zu Recht auf weniger Verkehr auf der B 305 und fuhren am Gletschergarten vorbei in Richtung Reit im Winkl. Dann noch ein kurzes Stück durch Österreich, am Walchsee vorbei, und schließlich über die B307 nach Gmünd an den Tegernsee - wenigstens ein großer bayerischer See sollte es schließlich sein.

 

Jetzt fiel uns erstmals auf, dass wir in den vergangenen zwei Wochen ganz schön verwöhnt worden waren, was die Verkehrsdichte betraf, denn auch am Tegernsee wimmelte es von Autos und Wohnmobilen. Seit Berlin und Dresden hatten wir nicht mehr so viele Autos vor, hinter und neben uns wie jetzt hier in den Bayerischen Alpen. Das gefiel uns jetzt mal gar nicht, also sahen wir zu, dass wir wieder in Richtung Berge und Wälder kamen.

 

Der südwärts gelegene Achenpass an der B 307 und der Sylvenstein-Stausee waren daher unsere nächsten Ziele. Wir fuhren also weiter in Richtung Wildbad Kreuth, wo sich alljährlich die CSUler zum Klassentreffen einfinden, und schon nach kurzer Fahrt ließen wir das Verkehrsgewimmel hinter uns. Die Straße zum Achenpass hoch war wieder weitgehend frei und als wir nach der Passhöhe (941 m) rechts in Richtung Vorderriß abbogen, wurde es sogar fast menschenleer.

 

Förmlich wie aus dem Nichts tauchte dann der Sylvensteinstausee vor uns auf. Schön groß, schön ruhig und schön blau. Lediglich ein paar andere Motorradfahrer standen auf der Brücke über dem See, sonst war niemand zu sehen. Im See versunken liegt das ehemalige Dorf Fall, welches vor der Flutung abgerissen und einige Dutzend Meter höher an der Straße nach Vorderriß neu aufgebaut wurde.

 

Kurz hinter Vorderriß erreichten wir die "barfüßige" Mautstelle, die wir gegen Zahlung eines Obolus von drei Euro passieren durften. Anfangs ist die Strecke ziemlich langweilig und geht häufig schnurgeradeaus, sie wird jedoch zum Ende hin zunehmend interessanter, weil eben etwas kurviger. Vorsicht ist nur bei den Holzbrücken angesagt, die Unebenheiten kurz davor oder dahinter rütteln einen mächtig durch, wenn man ungebremst drüberfährt.

 

Kurz vor Wallgau, am Ende der Mautstrecke, befindet sich linkerhand die "Golfalm" vom Golfclub Karwendel. Natürlich hatten wir nicht vor, dort Golf zu spielen. Eine kurze Rast auf der Alm ist aber allein schon auf Grund des Ausblicks auf das Karwendelmassiv empfehlenswert. Abgesehen davon dürfte es einer der ganz wenigen Golfclubs sein, wo Biker willkommen sind. 

 

Von Wallgau aus fuhren wir dann zügig nach Garmisch; natürlich war es dort wieder proppenvoll. Schnell ein Blick auf das Zugspitzmassiv und schon waren wir wieder auf dem Weg nach Österreich, in Richtung Lermoos und Reutte unterwegs. Die österreichische B 179 ist, von Reutte aus kommend, die Zufahrtstraße zum Fernpass.

Wir fuhren sozusagen gegen eine Brandung aus Autos an; eine sprichwörtliche Urlauberwelle kam uns auf dieser Straße entgegen. Zum Glück war unsere Richtung völlig frei bis nach Schwangau, wo wir noch schnell das obligatorische Foto von Schloß Neuschwanstein machten. Totaler Nepp: Mal eben zum Fotografieren anhalten is' nich' - überall lauerten äußerst engagierte Knöllchenschreiber. Das legale Abstellen des Motorrades für die Dauer eines Fotos kostete dann satte vier Euro - es kam uns vor wie bei den Vietnamesen in der Tschechei, aber es waren die Schwangauer. Leider hatten wir das zu spät realisiert, sonst hätten wir das Foto fahrend gemacht.

 

Gegen 17.00 Uhr erreichten wir dann auch unser Etappenziel Füssen - die höchstgelegene Stadt Bayerns. Meine persönliche Meinung: Sie ist auch eine der Schönsten. Wir bezogen unser Quartier in der Pension Sankt Ulrich, im Kneippkurort Bad Faulenbach, einem ruhigen Stadtteil nahe der Füssener Altstadt. Im Zimmer angekommen, war ich erstmal angenehm überrascht. Wow, es gibt doch noch Raucherzimmer, dachte ich - blöd nur, dass der Aschenbecher an der Wand hing. Ich wollte ihn gerade benutzen, als Helene in etwa meinte: "Spinnst Du, das ist ein Weihwasserbehälter..."

 

Ich habe ihn dann natürlich nicht benutzt, sondern meine Zigarette völlig perplex auf dem Balkon zu Ende geraucht. Sorry, liebe Katholiken, ich hab's nicht gewußt. Das wär' ja fast so gewesen, als hätte ich in einer Moschee ein Spießbratenbrötchen gegessen...

 

Bevor ich jedoch diese Entdeckung machen konnte, war erst mal wieder eine kleine Stadtführung angesagt. Die sollte ursprünglich länger dauern - und ich erinnerte mich sofort an die Grenzerwanderung von Furth. Das setzte adhoc ungeahnte rhetorische Fähigkeiten frei und es gelang mir ziemlich geschickt, die Stadtführerin und ihren Ehemann, der dann auch gleich noch der örtliche Pressevertreter war, dazu zu bringen, die Führung auf ein Minimum zu beschränken.

 

Ich erklärte nach einigen hundert Metern, dass ich kurz vor'm Verdursten stünde (die Hitzeperiode hielt ja immer noch an) und lud alle kurzerhand in einen Biergarten ein. Dort stellte ich dann unendlich viele Fragen - und schon war die Zeit verflogen und es war zu spät für einen ausgedehnten Rundgang. Die neue Variante wurde sodann auf die Altstadt Füssens beschränkt. Da diese kreisförmig angelegt ist, ist man ziemlich schnell an jeder gewünschten Stelle - Note 1 von mir!

 

Füssen liegt, augenscheinlich nach eigener Auffassung, nicht am Anfang, sondern am Ende der sog. Romantischen Straße, die demzufolge in Würzburg beginnt. Ein findiger Füssener Bürger hat dann auch prompt mal den Torbogen eines Grundstückes entsprechend bemalt und seither muss man erdulden, dass ganze Busladungen von Japanern - die zuvor schon Schloß Neuschwanstein erobert und abgeknipst haben - dorthin geleitet werden, um das vermeintliche Ende der Romantischen Straße zu sehen. Man findet das berühmte Ende am Franziskanerplatz - einfach immer den Japanern folgen. Das hat man hier übrigens schon so verinnerlicht, dass selbst manche Einheimische ernsthaft glauben, dass sich hinter'm Tor das Ende befindet.

 

Sehenswert ist aber auch die Altstadt von Füssen an sich: Viele kleine Gassen, gesäumt von Gourmettempeln und kleinen Geschäften. In der ehemaligen Markthalle, mitten in der Altstadt, treffen sich Füssener beim Kaffee oder Frühschoppen und halten ihre Verzällcher, wie man hier bei uns in Köln sagen würde - d.h. sie erzählen sich einen oder schauen sich einfach die Touristen bei derem Bummel an. Zum Abschluß des Rundgangs erfuhren wir dann noch, dass Füssen als Wiege der Lauten- und Geigenbauer gilt und wir sollten dann noch den führenden Geigenbauer der Stadt besuchen, aber der hatte sich sozusagen schon weggefiedelt; es war ja Wochenende und er saß vielleicht schon im Biergarten, wo es uns dann auch wieder hinzog...

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