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Das Netz ist wahrlich voll mit Motorrad-Reiseberichten über die zweitgrößte Insel im Mittelmeer. Die vielen tollen Erzählungen waren für uns dann auch die ausschlaggebende Motivation, dort mal die "Cruisertauglichkeit" auszuloten - denn es ist immer besser, sich etwas mal mit eigenen Augen anzuschauen als tausendfach darüber zu lesen.
Gelesen hatten wir natürlich viel über Sardinien - u.a. auch, dass der September ein geeigneter "Motorrad-Monat" sein sollte; ergo wählten wir diesen. Das war dann aber auch schon alles, was wir von anderen Reiseberichten übernahmen. Wir zogen es vor, unsere eigenen Erfahrungen zu machen, statt zu versuchen, andere Reisen und Erlebnisse zu kopieren. Die Erfahrung zeigt, dass sowas eh' meistens schief geht.
Für den Sardinientrip stand uns nur eine Woche zur Verfügung. Das ist natürlich nicht genug, um die Reise komplett mit dem eigenen Mopped durchzuführen. Wir entschieden uns also zum Flug und zur Moppedmiete vor Ort.
Als Hauptquartier und Ausgangspunkt für unsere Touren hatten wir uns ein Hotel in der Nähe von San Teodoro an der Ostküste ausgewählt. Die Auswahl des HQ hatte keine "moppedtechnischen" Gründe, sondern es waren die dort angepriesenen schneeweißen Strände mit Karibikfeeling, die uns einfach magisch anzogen. Unsere Sardinientour sollte, auch wenn sie nur über eine Woche ging, nämlich nicht nur aus dem Abspulen hunderter Kilometer bestehen, sondern auch ein oder zwei Tage Relaxen beinhalten. Kleine Fischerdörfer, weiße Strände sowie einige Bars und feine Restaurants in Laufnähe schienen prädestiniert dafür...
Da wir keine Lust auf den Touri-Bustransfer hatten, wollten wir uns eine Dose für die Fahrten zum/vom Hotel mieten.
Wir hatten zuvor allerdings einiges über merkwürdige Praktiken bei der Autovermietung auf Sardinien gelesen - und nicht alles nur Gutes, einige Verleiher sind zum Teil mit Vorsicht zu genießen:
Kautionen, die via Kreditkarte hinterlegt werden müssen, werden häufig erst Wochen nach Fahrzeugrückgabe wieder freigegeben oder es werden schlicht Teilbeträge völlig grundlos und ohne weitere Mitteilung von der Kaution einbehalten. Das böse Erwachen hat man natürlich erst, wenn man längst wieder von der Insel weg ist - und somit nicht mehr viel tun kann. Sowas kann einem selbst dann passieren, wenn man über große Mietwagenportale gebucht hat, denn die sind lediglich Vermittler und haben im Fall des Falles plötzlich mit nix was zu tun.
Dank eines Tipps übers Sardinien-Forum bekamen wir einen Kontakt zum Vermieter Fabrizio. Er gehört keinem Mietwagen-Portal an, leistet sich keine professionellen Zwischenvermittler und besitzt auch keine Homepage. Bei Fabrizio läuft alles anders ab: Vertrauen gegen Vertrauen, so lautet seine Devise. Man hinterlegt noch nichtmal eine Kaution!
Auch gut: Fabrizio erwartete uns in Olbia direkt vor dem Flughafengebäude am Auto, wir mußten uns nicht in eine lange Warteschlange vor einem der Schalter einreihen. Das Ausfüllen des Vertrages und die Übergabe dauerte keine fünf Minuten. Statt eines gemieteten Fiat Panda bekamen wir ohne Aufpreis einen Stilo. Unsere "Sardinen-Dose" kostete für die sechs Tage 150 Euro (Vollkasko mit 300 € SB inclusive). Der Tank war 3/4 voll und so wurde er auch wieder übergeben. Auch die Rückgabe verlief streßfrei und in wenigen Minuten direkt vor dem Abflugterminal.
Klare Empfehlung: Wer einen Mietwagen ab Olbia braucht, sollte einen von Fabrizio wählen (Kontaktlink am Ende des Berichtes)!
Kaum eine "Sardine" (ich weiß, es heißt Sarden) scheint jemals eine Fahrschule von Innen gesehen zu haben. Wir vermuten, dass der Führerschein seit Mussolinis oder Garibaldis Zeiten von Generation zu Generation vererbt wird; oder dass man den Lappen beim Autokauf gleich automatisch dazu bekommt.
Geschwindigkeitsbeschränkungen scheinen für die freiheitsliebenden Sarden nur von Amts wegen vorgeschlagene Empfehlungen zu sein. Egal, ob da 50 oder 90 steht, sie brettern, was das Zeug hält. Problematisch wird es, wenn man sich als Ausländer (zunächst) an die offiziellen Verkehrsregeln hält, denn dann stehen die hinter einem herfahrenden Freizeit-Ferraristi kurz vor'm Amoklauf.
Will man das vermeiden, sollte man sich schleunigst anpassen. Aber Vorsicht ist geboten, denn die Carabinieri lauern mit ihren Laserpistolen. Ein Tipp: Man sollte nicht als erster in einer Kolonne Gas geben, sondern sich immer schön im Mittelfeld platzieren, denn "gelasert" werden nur die vorausfahrenden Deppen.
Ein weiteres, fast schon unvergeßliches Erlebnis sind entgegenkommende Sarden in Kurven. Die Sarden scheinen allesamt der Auffassung zu sein, dass in einer Linkskurve das Fahrzeug so ausgerichtet werden muss, dass die Mitte des Autos auf der Mittellinie fährt. Es ist ihnen sch...egal, ob da einer entgegenkommt oder nicht, die Kurven werden stets geschnitten. Also in Rechtskurven (sind ja aus der Sicht der entgegen kommenden dann Linkskurven) ist immer Vorsicht geboten.
Wir hatten uns jedenfalls - noch vor der Ankunft in San Teodoro - entschieden, uns möglichst schnell anzupassen und sind dann selbst auch gefahren wie die Säue. Die Zahl unserer Verkehrsverstöße lag schließlich im hohen dreistelligen Bereich, erwischt bzw. angehalten wurden wir nicht. Respekt und Anerkennung der Sarden war uns aber sicher...
Last but not least muss man während der Fahrt mit allem rechnen: Esel, Wildschweine, Kühe und alles mögliche. Nicht übersehen sollte man, dass die Rindviecher mit Vorliebe auf den Straßen das zuvor zigmal Wiedergekäute entleeren. Je kleiner bzw. abgelegener die Straße, desto sicherer trifft man auch auf Kuhscheiße. Natürlich gerne auch in Kurven. Auch da ist Vorsicht geboten; zumindest mit dem Mopped.
Auch wenn man jetzt was anderes glauben müßte: Das Fahren auf Sardinien macht sehr großen Spaß - sofern man integrationswillig ist - denn eines machen die Sarden nicht: Sie fahren zwar aus unserer Sicht unplausibel und wie von allen guten Geistern verlassen, aber dennoch nicht so aggressiv bzw. rechthaberisch wie bei uns. Etwas stressig ist es nur kurz vor, in und hinter den Städten; fährt man aufs Land, geht alles deutlich relaxter ab.
Fazit: Fahren auf Sardinien ist einfach praktizierter Darwinismus - der (Nerven-)Stärkere überlebt...
Wir hatten das Hotel "Grande Baia" an der Ostküste in der Nähe von San Teodoro gebucht. Was wir zum Zeitpunkt der Buchung nicht wußten:
Die Nordostküste (ab Olbia südwärts) hat uns überhaupt nicht gefallen. Wir fanden es dort sogar ziemlich häßlich. Während wir die Küstenstraße SS125 Richtung San Teodoro langfuhren, fiel mehrere Male wechselseitig der Satz: Wir wären wohl besser nach Mallorca geflogen...
Daran konnte letztlich auch die tolle Architektur des Hotels nix ändern. Im Gegenteil, es machte die Enttäuschung erst richtig perfekt: Das Hotel lag auch noch jenseits von Gut & Böse mitten in der Pampa.
Ins ca. zehn Kilometer entfernte San Teodoro fuhr zwar abends ein Shuttle, aber der kehrte nach zuvor festgelegter Zeit auch wieder zurück - und auf sowas reagieren wir allergisch. Wir möchten im Urlaub gerne flexibel sein und uns nicht festen Zeiten anpassen, die irgendein Dritter für uns bzw. über unseren Kopf hinweg festgelegt hat.
Wir hätten zwar mit dem Auto in die Stadt fahren können, aber dann wäre das italienische Abendessen bzw. der Sundowner ohne Vino und Ichnusa (Bier) abgelaufen.
Die Lage des Hotels hätte man sich auch nicht an der hoteleigenen Bar schön saufen können - bei Preisen von rund fünf Euro für ein kleines Bier oder zehn für einen Jacky/Cola verging einem der Durst und Spaß von alleine.
Auch stellte sich am Strand keineswegs das vielbeschworene Karibikfeeling ein. Wer diesen anspruchsvollen Vergleich ernsthaft behauptet, war noch nie in der Karibik. Die Strände in der Umgebung waren zwar ganz schön und sehr sauber und das Wasser immer glasklar, aber ein Vergleich mit der Karibik ist schon sehr, sehr weit hergeholt, dazu wäre haufenweise Phantasie nötig gewesen.
Last but not least sind wir dann auch mal nach San Teodoro gefahren. Auch da gilt aus unserer Sicht: Wer den Trubel in einem künstlich angelegten Touridorf sucht, findet dort alles, was er zum Touridasein benötigt - unsere Erwartung an Sardinien war jedenfalls eine gänzlich andere.
Um es nochmal zu sagen: Die Architektur des Hotels war toll. Das Zimmer war mit 45m² riesig und es war täglich picobello sauber. Der Service durch die Concierges lief super - so bekam Helene den zuvor per e-Mail von mir georderten Blumenstrauß just in time bei der Ankuft überreicht.
Alles in allem würden wir dieses Hotel und die Gegend aber dennoch nicht wieder buchen. Es deckt sich einfach nicht mit unseren Vorstellungen von Urlaub. Aber: Wer mit 'ner Tagesration Mineralwasser nur am Strand oder Pool liegen will und abends per organsiertem Touri-Transfer für ein, zwei Stunden in die Stadt möchte, dem kann man es empfehlen.
Nachdem wir also Hotel, Strand und nähere Umgebung gecheckt hatten, war schnell klar, dass es mit dem zuvor geplanten Mix aus Aktivität & Relaxen nix werden würde. Relaxen wurde einstimmig gestrichen, Kilometerabspulen war angesagt. Wir fuhren morgens nach dem Frühstück weg und kamen erst abends wieder zurück - incl. unterwegs gekauftem Vino & Ichnusa, das wir dann genüßlich auf unserer Terrasse beim Sonnenuntergang verdrückt haben.
Und so kam es, dass wir in sechs Tagen rund 1.500 Kilometer verfahren haben, manches mit unserer "Sardinen-Dose" und das meiste auf dem Mopped. Schon zwanzig, dreißig Kilometer weg vom Hotel zeigte uns die Insel dann ihr wahres Gesicht bzw. das, was wir uns von Sardinien so vorgestellt hatten.
Nee, das ist nicht richtig: Es übertraf sogar unsere Erwartungen! Was wir erlebt bzw. erfahren haben, war schon sensationell und gipfelte in der Erkenntnis: Wir kommen sicher wieder, dann allerdings mit dem eigenen Mopped.
Auf Sardinien findet man fast nur Straßenenduros (für uns SUV's auf zwei Rädern) - und längst das auch nicht an jeder Ecke. Wir hatten zuvor Kontakt mit den freundlichen Jungs von Motoparadiso5 aufgenommen (Link am Ende des Berichtes). Da die Kontaktaufnahme ziemlich kurzfristig war, konnte man uns nur noch für den zweiten Tag unseres Aufenthaltes eine Motorradtour anbieten und für die restlichen Tage eine Honda NC 750 zur Vermietung.
Einen SUV auf zwei Rädern wollten wir eigentlich nicht und wir dachten, dass wir auf der Insel schon was anderes finden würden. Falsch gedacht. Außer den SUV werden hauptsächlich Sportler und sogar reinrassige Rennsemmeln angeboten - und gar nix zum gemütlichen Cruisen. Da besteht noch ne' echte Marktlücke, denn Sardinien ist auch für Tourer und Cruiser bestens geeignet. Wir sahen davon hunderte, allerdings kamen die alle mit dem eigenen Hobel auf die Insel.
Tja, unser Zögern wurde dann auch entsprechend bestraft: Auf die geführte Tour und die Anmietung der Honda hatten wir verzichtet. Als wir es uns dann doch noch anders überlegten, bekamen wir nix mehr, da sie ausgebucht waren. Wir sind dann am zweiten Tag mit unserer Dose von San Teodoro bis weit hinter Budoni gegurkt und haben in jedem Touridorf angehalten, alles Fehlanzeige.
Das letzte, was uns dann blieb, war ein Yamaha Roller. Ja, richtig gelesen: Wir sind mit nem' Roller kreuz und quer über die Insel getourt.
Jedenfalls war er ebenfalls sehr preiswert: 40 €/Tag, Kaution 200 in bar. Gemietet haben wir ihn über's Hotel bei der Firma ExploraRent. Er wurde geliefert und auch wieder abgeholt.
Natürlich kann man das lächerlich finden. Aber wir meinen: Es ist immer noch besser, die Insel auf einem Roller zu erkunden als in einer Dose. Schnell genug war er auch für die SS-Straßen (das sind die Hauptverbindungen auf Sardinien) und er hatte einen großen Vorteil: Er war leicht und wendig. In den engen Gassen der Hirtendörfer kam uns das zugute, denn wir sahen viele "richtige" Moppedfahrer, die ihre Teile am Ortseingang abstellten, weil sie sich wohl nicht trauten, die engen Wege aus rutschigem Kopfsteinpflaster zu befahren.
Der Roller hat uns auf der Insel jedenfalls großen Spaß gemacht, auch wenn wir von entgegenkommenden Moppedfahrern natürlich nicht gegrüßt und am Moppedparkplatz eher mitleidig belächelt wurden.
Wie eingangs bereits erwähnt, fanden wir die Küstenstraße SS125 von Olbia bis nach San Teodoro eher ernüchternd und die Umgebung keineswegs traumhaft. Logischerweise gilt das auch, wenn man sie andersrum befährt; die Gegend wird dadurch auch nicht schöner. Aber sobald man aus Richtung Süden kommend Olbia links liegen gelassen hat, ist es so als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Die Landschaft, die Strände und natürlich die Straßen sind einfach spektakulär.
Wir sind die Küste bis nach Alghero im Nordwesten entlang gefahren und ein ums andere Mal blieben wir staunend stehen:
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Im Gegensatz zur Ostküste bieten der Norden und Westen von Sardinien das ein oder andere pittoreske Hafenstädtchen mit schönen Uferpromenaden, wo man gerne schonmal für den einen oder anderen Cappucciono absteigt.
Das Highlight schlechthin ist die Altstadt von Alghero. Die Stadt wird häufiger als schönste Stadt Sardiniens beschrieben - zu Recht finden wir; zumindest gilt das definitiv für die Nordhälfte der Insel.
Von 1354 bis 1720 gehörte Alghero zu Katalanien, die Spuren sind in der schönen Altstadt noch heute unverkennbar. So gibt es z.B. die Calle Mallorca oder die Calle Barcelona und selbst heute sprechen viele Einwohner lieber katalanisch als italienisch.
Trotz aller Affinität zur spanischen Krone: In Alghero fanden wir die beste Pizzeria während unserer ganzen Reise. Sie heißt "Bella Napoli" und befindet sich am Piazzi Cicvica. Leider betrug die direkte Entfernung nach San Teodoro rund 160 Kilometer; zu viel, um mal eben zum Abendessen rüber zu fahren. Als Hauptquartier für unsere nächste Sardinienreise steht Alghero auf unserer Liste aber ganz weit oben.
Wer in Alghero war, aber nicht das rund 25 Kilometer entfernte Capo Caccia hochgefahren ist, hat echt etwas verpaßt:
Bei der Auf- oder Abfahrt zum Capo sollte man unbedingt auch den kleinen Stichweg mit dem Hinweis zur Grotte reinfahren - doch Vorsicht: Der Weg ist keine Straße, sondern viel eher eine rund vierhundert Meter lange SUV-Teststrecke. Ok, man könnte den Weg auch zu Fuß gehen, doch dafür war ich zu faul. Wer vorsichtig und im Zickzack die Schlaglöcher umfährt, kommt auch mit dem normalen Mopped runter.
Es lohnt sich auf jeden Fall, denn am Ende des Weges befindet sich eine kleine Strandbar an der Cala Dragunara. Sie liegt direkt am türkisfarbenem Wasser und wenn Strom vorhanden ist, kriegt man dort auch einen Kaffee. Gekühlte Getränke bekommt man immer, denn die werden noch stromlos mit Eisblöcken kalt gehalten. Wer will, kann übrigens von dort aus noch eine Bootstour zu diversen Grotten und Höhlen machen.
In vielen Reiseführern wird Porto Cervo (nordöstlich von Olbia) als unbedingtes "must see" angepriesen.
Die Stadt, die in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Karim Aga Khan erschaffen wurde, ist auch heute noch von blendendem Luxus geprägt.
Darfs von allem ein bisschen mehr sein - so scheint die Devise hier überall zu lauten. Letzteres gilt allerdings nicht für die Cappuccinopreise an der Hafenpromenade, die waren sogar für die dortigen Verhältnisse absolut ok.
Für uns standen da jedenfalls ein paar Lamborghini und Rolls-Royce zu viel rum und die Leute waren einfach zu affektiert - oder vielleicht sind wir nur zu arm und können einfach nicht nachvollziehen, dass dort der Sinn des Lebens darin besteht, schon morgens um elf eine Magnumpulle Champagner leerzusaufen...
Orgosolo trägt auch den Spitznamen "Banditennest" und ist einer der Orte, in denen man sardische Geschichte noch hautnah und authentisch erleben kann. Viele Häuser sind mit Wandmalereien (Murales von Orgosolo) verziert. Diese zeugen vom Widerstand gegen Faschismus, Kapitalismus, Krieg, Hunger und alles Mögliche, was die Einwohner bisher so bewegt hat. Das betrifft nicht nur Regionales, sondern auch die Weltpolitik - so ist z.B. auch der Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt dort verewigt.
Auch wer sich nicht für Geschichte und Kultur interessiert, sollte da mal langfahren, denn Orgosolo liegt im Zentrum des Supramonte-Gebirges, und ist dadurch schon die An- und Abfahrt wert.
Wir sind die Küstenstraße SS125 von San Teodoro südlich bis nach Capo Comino gefahren und sind dann über die absolut menschenleere SP72 in Richtung Loculi, Galtelli und Oliena ins Gebirge abgebogen. Während es die ersten zwanzig Kilometer noch relativ unspektakulär geradeaus ging, konnte man sich ab Galtelli allerdings schwindelig fahren. Alleine für diese Hin- und Rückfahrt lohnte sich die ganze Sardinienreise.
Übrigens, in der kleinen Bar von Franco & Tore an der Via Roma in Irgoli (liegt an der SP72) servierte man uns den mit Abstand leckersten Cappuccino der ganzen Insel...
Wer sich ins Supramonte begibt, sollte auf einen vollen Tank achten, denn naturgemäß gibt es in den dünn besiedelten Gebieten halt auch kaum Tankstellen. Wer's mit fast leerem Tank nach Orgosolo geschafft hat, kann allerdings meistens aufatmen, denn im Ort gibt es eine Tankstelle. Blöd ist halt nur, dass sie manchmal auf hat und manchmal nicht. Sie hat auch keine Automatenfunktion wie sonst viele Zapfsäulen auf Sardinien. Wir hatten Glück, nach ner' guten halben Stunde Warten im gegenüberliegenden Café war sie mal wieder geöffnet.
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Tipp: Für den Hin- oder Rückweg (oder sogar beides) sollte man unbedingt die SP22 wählen.
Sie führt von Oliena nach Orgosolo und ist einfach spektakulär - sowohl was die Aussichten betrifft als auch die Zahl der Kurven. Wie man auf der nebenstehenden Karte unschwer erkennen kann: Kurven gibt es mehr als reichlich (das gilt aber eigentlich für ganz Sardinien).
Wir sind die SP22 von Orgosolo kommend nach Oliena gefahren und haben uns in Oliena über eine Kaffeepause echt gefreut. Noch viele Minuten nach der Ankunft hatten wir das Gefühl, als würden wir hin- und herschwanken, so sehr wirkte die atemberaubende Kurvenpassage nach.
Die SP22 gehört zweifelsohne zu den schönsten Straßen, die wir je mit dem Mopped befahren haben - ein echtes must see!
Übrigens: Auch auf dieser Tour mußten wir wieder unterwegs einkaufen, da wir wieder nur im T-Shirt und kurzer Hose unterwegs waren.
Dieses Mal waren es aber nicht die Cops, die uns dazu zwangen, sondern ein Regenschauer. Die ins Bergmassiv gebaute Stadt Nuoro bietet jedenfalls auch dafür Gelegenheiten - falls mal jemand in eine ähnliche missliche Lage geraten sollte...;-)
Apropos Regen: Der September ist in der Tat ein sehr guter "Mopped-Monat" auf Sardinien. Wir erlebten nur in den Bergen einen kurzen Regenschauer, ansonsten lagen die Temperaturen bei rund 26 Grad mit viel Sonnenschein.
Die Sarden sind allesamt sehr freundlich. Je weiter man ins Inselinnere fährt, desto schwieriger wird zwar die Verständigung, aber desto freundlicher sind sie dort.
Es lohnt sich, nicht einfach nur durch die kleinen Hirtendörfer durchzubrettern, sondern auch hier und da mal anzuhalten und für kleines Geld in der Dorfbar einen Kaffee zu trinken. Man spürt förmlich, wie sich die Einheimischen darüber freuen. "Da oben" spricht so gut wie niemand Englisch und wir kein Italienisch bzw. Sardisch, aber dennoch klappte die Verständigung mit Händen & Füßen jedesmal.
Wer das nicht macht, sondern seine Tagestour sinnfrei auf das Abfahren möglichst vieler Kurven in möglichst kurzer Zeit reduziert, verpaßt etwas und hat Sardinien sicher nicht erlebt - zwar erfahren, aber nicht erlebt.
Wohnt man auf der Nordhälfte der Insel, sollte auch eine Visite in Olbia nicht fehlen. Ist man mal ein paar Tage auf Sardinien, kommt einem Olbia schon wie eine Großstadt vor. Sehenswert ist allerdings nur die kleine Altstadt in der Nähe vom Hafen.
Direkt gegenüber vom Eingang zur Altstadt befindet sich am Hafen ein großer kostenloser Parkplatz (fürs Navi: Via Poltu Ezzu) - den kann man getrost nutzen, ohne Angst haben zu müssen, dass einem die Dose aufgebrochen wird (allerdings sollte man auch hier Wertsachen nicht sichtbar zurücklassen).
Empfehlenswert ist am Eingang zur Altstadt die Pizzeria "Il Vecchio Porte" auf der rechten Seite gegenüber vom Rathaus - es ist dort ebenfalls preiswert und ziemlich lecker. Nach der Pizzeria in Alghero ganz klar die Nummer 2 unserer Best-Of-Liste. Ein paar hundert Meter weiter kommt dann auf der linken Seite die erste von unzähligen Eisdielen - ebenfalls empfehlenswert!
Und last but not least findet man rund fünfzig Meter weiter auf der linken Seite den Schuhmacher Amalia, der dort in seinem kleinen Laden maßgefertigte Sandalen zu akzeptablen Preisen anbietet. Klar, dass Helene sich das angucken wollte und klar, dass sie sich ein Paar davon anfertigen ließ...
Was uns sehr gewundert hat: Obwohl der September offiziell noch als Hochsaison gilt - zumindest was die Vermietungspreise betrifft - klappen die Sarden abends schon ab ca. neun Uhr die Bürgersteige hoch. Wer bis dahin nicht Essengehen und den obligatorischen Getränkekauf erledigt hat, guckt unweigerlich in die Röhre. Da verstehen sie dann auch keinen Spaß mehr - dann ist chiuso, chiuso, also Schluß mit lustig, da kann man noch so wehleidig an der Tür kratzen...
Wir haben unsere Dose rund zwei Stunden vor Abflug wieder an Fabrizio zurückgegeben. Das ersparte uns langes Anstehen am Check-In-Schalter, denn die Bustransfertouris kamen erst später an. Die Wartezeit verbrachten wir in der Bar "Milky Way", unmittelbar angrenzend ans Flughafengelände (Zufahrt/Zugang über das Gelände des Supermarkts Eurospin an der Via Degli Astronauti).
Auch dort gab es leckeren Cappuccino, aber der Hammer war der Preis: 1 Euro pro Tasse!
Genau genommen war es überall auf Sardinien preiswert. Außer im Hotel fanden wir es nirgendwo unangemessen teuer. Mit Ausnahme der Lage des Hotels bzw. der leider viel zu späten Erkenntnis, dass die Ostküste bei weitem nicht so schön ist wie die Westküste, hat uns Sardinien sehr viel Spaß gemacht.
Ob uns die Sarden einen "Wir-müssen-wiederkommen"-Virus eingepflanzt haben, wird sich zeigen; die Wahrscheinlichkeit ist aber schon sehr hoch, denn das Kurvenparadies ist so vielfältig, dass man schon einige Urlaube braucht, um sagen zu können, dass man Sardinien nun kenne. Es ist eigentlich mit Worten nicht zu beschreiben.
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Kontakt zu Fabrizio (Autovermieter) via Bea auf Sardinien. Bea bietet übrigens auch tolle Ferienhäuser an...
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