8. Etappe Santiago de Compostela - Gijón

Samstag, 5. Mai bis Montag, 7. Mai 2012

Das Ende der Welt fand im Bett statt...

Jakobsweg mit dem Motorrad - reisecruiser.de Mit Schuberth ans Ende der Welt...

Für Otto und seine grüne FJR war Santiago ganz sicher ein persönlich wichtiges Ziel und das Erreichen dieses Ortes das Highlight der ganzen Reise für ihn schlechthin. Glückwunsch, lieber Otto, wir freuen uns für Dich mit und wir sind stolz, dass wir dabei waren, als Du Dein persönliches Ziel erreichtest !

 

Unser eigenes, ganz persönliches Highlight dieser Reise sollte das Cap Finisterre sein - das "Ende der Welt". Ursprünglich war geplant, dass Helene und ich am Nachmittag zuvor schnell im Hotel einchecken und dann weiterfahren würden.

 

Auf Grund der Regentortur und dem anschließenden Labyrinth ließen wir dieses Vorhaben fallen und entschieden uns, am Morgen schon um sechs Uhr ans Cap zu fahren und rechtzeitig zum Frühstück bzw. zur Abfahrt der Gruppe wieder zurück zu sein. Kein Problem eigentlich, denn die Entfernung sollte ja nur knapp fünfzig Kilometer betragen.

 

Um halb sechs klingelte dann der Wecker.

 

Helene begutachtete schlaftrunken erstmal unsere Lederhosen - sch..., noch klamm und feucht. Wir öffneten die Schlagläden vor dem Fenster - sch..., alles neblig und düster draußen. Ich schmiß das Navi an - sch..., die Entfernung beträgt nicht fünfzig, sondern ganze neunzig Kilometer. Ich erkannte plötzlich, dass die zuvor recherchierten fünfzig Kilometer nur für die Fußpilger galten, die ja mehr oder weniger querfeldein laufen, über die Straße war es fast doppelt so lang.

 

Die Quintessenz aus den gerade gewonnenen Erkenntnissen: Es war zu gefährlich, im Düstern und bei Nebel durch die Wälder zu fahren und die Zeit war zu knapp, um es in zwei Stunden hin und zurück zu schaffen.

 

An Stelle des Navis wurde also einfach der Wecker neu programmiert, wir legten uns wieder auf's Ohr und träumten noch ein bisschen vom Atlantik, den wir an diesem Tag ja so oder so erreichen würden...

Motorradparadies Asturien...

Jakobsweg mit dem Motorrad - reisecruiser.de ...noch waren die Straßen naß...

Die geplante Strecke für die Passage von Santiago nach Gijón betrug wiedermal satte vierhundert Kilometer - zu viel, um die Gruppe dazu zu überreden, noch einen kleinen Abstecher zum Cap zu machen.

 

Wären wir alleine unterwegs gewesen, hätten wir diesen Ritt gemacht, aber mit unserer Kolonne im Schlepptau wäre das nicht möglich gewesen. Nach wie vor betätigte sich mal der eine, mal der andere als beständiger Bremsklotz und sorgte dafür, dass die ganze Gruppe insgesamt nur schleppend vorankam.

 

Noch auf keiner Tour sind wir unterwegs von so vielen Autos überholt worden wie auf dieser. Meine wiederholte Bitte, sich doch dem Verkehr und den Geschwindigkeiten der Einheimischen anzupassen, verhallte ungehört; stoisch wurde im Schleichgang gefahren.

 

Jedenfalls fuhren wir bei bewölktem Himmel erstmal wieder ein Stück in Richtung Osten, bis nach Lugo. Ab da hielten wir uns nordwärts und fuhren parallel zu den Ausläufern des Nationalparks Picos de Europa entlang in Richtung Küste - zwischendurch immer mal wieder mit Regen. Bei trockenem Wetter wären die Kurvenpassagen von Lugo zur Küste ein wahres Motorradparadies - ähnlich zur Strecke entlang der Arbayunschlucht, die wir ja einige Tage zuvor passiert hatten.

 

In dem kleinen Hafenstädtchen El Franco machten wir unsere Mittagspause. Kaum waren wir von den Motorrädern abgestiegen, klarte der Himmel vollends auf und die Sonne zeigte sich erstmals seit Tagen.

Wenn wir Pause machen, scheint die Sonne, wenn wir fahren, regnet's...

Irgendwie schien ein Regenfluch über meiner Planung zu liegen: Kaum hatten wir wieder aufgesattelt und das Ortsausgangschild passiert, zog sich der Himmel binnen Minuten zu und es goß wieder in Strömen. So ging es eine ganze Weile lang. Wir fuhren im Regen und wenn wir eine Pause einlegten, kam prompt die Sonne zum Vorschein - exakt bis zur Abfahrt. Zwischendurch resümmierte ich, dass dies der letzte Tag ohne Regenklamotten sein würde. Ich, der sowas immer abgelehnt hatte ("will doch nicht so aussehen wie ein Pirellimännchen") revidierte nun meine Meinung völlig.

 

Doch leider sind Motorradzubehörläden in Spanien im allgemeinen und in Fischerdörfern an der Küste im besonderen absolute Mangelware. Glücklicherweise regnete es auch nur etappenweise, sodass wir wenigstens ab und an fahrerischen Kurvenspaß hatten und uns an der blauen Atlantikküste erfreuen konnten.

 

Trotz allem waren wir mal wieder froh, unser Etappenziel, das Hotel "Borona" in Gijón erreicht zu haben. Immerhin: Hier waren zwei Ruhetage eingeplant. Genug Zeit, um sich mal auszuruhen und genug Zeit für die Lederhosen, wieder trocken zu werden.

Relaxen in Gijón...

Jakobsweg mit dem Motorrad - reisecruiser.de Gijón, schönes Hafenstädtchen am Atlantik...

Nach dem gemeinsamen Abendessen im Hotel und noch ein oder zwei Bier in der Lounge fielen wir mal wieder müde ins Bett.

 

Wir freuten uns schon auf den kommenden Ruhetag, denn da war ein ausgedehnter Besuch im Thermalbad "Talasoponiente" eingeplant. Als wir den anderen morgens diese Option vorstellten, hieß es nur: "Nö, das wollen wir eigentlich nicht"...also machten wir uns alleine auf den Weg. Die anderen haben da echt etwas verpaßt:

 

Im Schwimmbad schwebt man in knapp 40 Grad warmen Salzwasser und hat einen tollen Blick über die Bucht von Gijón. Das war echtes Relaxen nach den anstrengenden und verregneten Tagen. Als wir nach ein paar Stunden wieder rausgingen, hatte auch Petrus endlich ein Einsehen: Strahlend blauer Himmel und Temperaturen um 23 Grad und jeder, den wir in Gijón fragten, bestätigte, dass es zumindest an diesem Tag so bleiben würde. Herrlich !

 

Wir nutzten die nächsten Stunden für einen Hafen- und Stadtbummel. In Gijón gibt es unzählige tolle Ecken zu entdecken und mittendrin natürlich eine Vielzahl toller Restaurants. Wir gönnten uns im Restaurant "El Antiguo" eine Paella - absolut empfehlenswert. Anschließend setzten wir uns für ein paar Stunden in ein Straßencafé am Hafen und genossen bei Bier & Rioja die herrlichen Sonnenstrahlen und die Straßenmusikanten:

Ruhetag = Motorradtag...

Anstatt den zweiten Tag in Gijón noch als Ruhetag zu nutzen, zog es uns schon wieder auf's Motorrad. Uwe und Otto wollten jeder für sich alleine die Gegend erkunden und Kurt & Reinhild zogen mit uns in Richtung Picos de Europa los. Der Rest war schon seit dem Frühstück irgendwo unterwegs.

 

Es kam auf der Tour, wie es kommen mußte: Nach einer schönen Kaffeepause in den Bergen verfinsterte sich auf halber Strecke wieder der Himmel. Vorsorglich drehten wir ab und fuhren wieder Richtung Gijón. Ein paar hundert Meter vor dem Hotel öffnete der Himmel dann auch wieder alle Pforten.

 

Gegenüber vom Hotel befand sich die BMW-Niederlassung. Ich fuhr mit Helene hinüber und auf englisch fragte ich einen Verkäufer dort nach Regenkombis. Er bot mir eine komplette Textilkombi für 450 Euro an. Ich murmelte ein "Du hast ja nicht mehr alle Latten am Zaun" und sprach auf englisch "No, Sir, thank you". Seine Antwort kam in perfektem deutsch: "Wir führen leider keine Regenkombis, vielleicht versuchen Sie es mal drüben bei Yamaha...". Für mich peinlich, aber der Verkäufer konnte herzlich drüber lachen.

 

Auch Yamaha konnte uns allerdings nicht helfen, bzw. besser gesagt, wir haben den Yamahaladen gar nicht gefunden. Die Lösung bot ein normales Kaufhaus, die hatten doch tatsächlich eine Abteilung für Motorradregensachen. Da unsere Jacken von Büse & Scott alle Wetterkapriolen bestens überstanden hatten, brauchten wir nur Regenhosen für uns. Für nur fünfzehn Euro konnten wir uns da dann hosenmäßig einkleiden. Der Tag und der Rest der Reise war damit wettertechnisch gerettet.

 

Am Nachmittag zog ich mit Helene nochmal los. Wir erkundeten die kleinen Fischerdörfer und einsamen Buchten rund um Gijón - und es war nur folgerichtig, dass es jetzt, wo wir auch gegen Regen gewappnet waren, nicht mehr geregnet hatte:

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