Unterwegs mit zwei Rookies, die keine waren...

Eine Runde durchs Ourtal...

Im Rahmen einer unserer Rookietouren für Wiedereinsteiger fuhren wir heute ins benachbarte Belgien und Luxemburg. Fahrerisches Ziel sollte das Ourtal sein, wirtschaftliches Ziel hingegen eine Tankstelle in Luxemburg. Zuvor pickten wir unsere Rookies, Frank und Claudia, in Mechernich in der Eifel auf. Beide kamen pünktlich auf die Minute mit ihren Schätzchen, einer Honda CB 1 und einer Honda CB sevenfifty, am vereinbarten Treffpunkt an. Noch ein Kaffee und eine kleine Einweisung in unsere Regeln und schon ging es los in Richtung Hellenthal und zum Losheimergraben.

 

Schon auf den ersten 20 Kilometern sahen wir, dass es heute eine entspannte Rookietour werden würde, denn Frank und Claudia entpuppten sich als wirklich talentierte Fahrer. Sinn einer solchen Tour für Wiedereinsteiger oder Fahranfänger ist es, fahrerische Praxis in einer kleinen Gruppe zu vermitteln. Oft haben gerade diese Leute Angst oder Hemmungen, in einer Gruppe mitzufahren und befürchten, "ein Klotz am Bein" zu sein.

 

Wie gesagt, unsere heutigen Gäste gaben sofort eine gute Figur ab und punkteten auch in Kurven mit "guten Haltungsnoten". Am Losheimergraben überquerten wir dann die Grenze nach Belgien. In der nächsten größeren Stadt, St. Vith, hielten wir für eine erste Kaffeepause - zahlreiche geparkte amerikanische Eisenhaufen wiesen uns den Weg dorthin.

 

Der Anfahrt nach St. Vith konnten Frank & Claudia aber wohl noch nichts so recht abgewinnen, man sah es ihren Gesichtern an. Klar, die Straßen waren noch zu breit, zu gerade und zu voll.

 

Das sollte sich jedoch schlagartig ändern, denn von St. Vith aus ging es über die N62 und N693 hinunter zur Burg Reuland. Ab da folgten wir der "Ourtalroute" - wie der Name schon vermuten läßt: Eine Route in einem Tal entlang der Our. Mit Worten läßt sich diese tolle Route kaum beschreiben, man muss sie erlebt bzw. erfahren haben. Diese Route macht süchtig...

 

Die Straßen wurden schmaler und die Ortsdurchfahrten teilweise so eng, dass Claudia dachte, wir müßten umkehren, weil ich mich vielleicht verfahren hätte. Aber dem war nicht so. Einerseits kennen wir die Route natürlich auswendig und andererseits ist sie mit kleinen sechseckigen Schildern am Straßenrand ausgeschildert.

 

Zum Glück war die Strecke heute nahezu leer, wir konnten uns in den tollen Kurvenpassagen frei entfalten. Auf dieser Passage trifft man auch selten auf Raser in "Papageien-Lederkombis", denn dazu ist sie zu anspruchsvoll; hirnloses Geradeaus-Brettern ist da nicht möglich. Allerdings ist diese Strecke auch für absolute Newbies nicht zu empfehlen; die Straßen sind teilweise keine zwei Meter breit, die Kurven entsprechend eng und die Ortsdurchfahrten manchmal fast rechtwinklig - aber eben wunderschön.

 

Durch Wälder, Wiesen und kleinste Dörfer fuhren wir dann nach Ouren zum Europadenkmal mitten im Wald. Es steht an dieser Stelle, weil sich da ein Dreiländereck befindet - Luxemburg grenzt dort an Belgien und Deutschland. In einem kleinen Park stehen verschiedene Gedenksteine und ein paar Infotafeln zur Entstehungsgeschichte der Europäischen Union. Zeit für eine Zigarettenpause und ein erstes "Zwischen-Feedback": So hatten die beiden sich die Tour vorgestellt. Der zu Beginn der Tour noch kritische Blick wich mehr und mehr einem breiten Grinsen - uns freute das natürlich.

 

Von Ouren fuhren wir weiter über Lieler und Kalborn zurück nach Deutschland. Dasburg lautete unser nächstes Ziel; genauer gesagt: Die Brücke über die Our und das Restaurant sowie die benachbarte Tankstelle auf der luxemburgischen Seite.  

Das Restaurant kannten wir von früheren Besuchen als rustikalen Bikertreff mit preiswertem Essen - heute entpuppte es sich als modernes Café mit einer Terrasse, die einer Lounge gleicht. Gut möglich, dass ein neuer Pächter ein anderes Zielpublikum für sich entdeckt hat. Cabriofahrer in pastellfarbenen Polohemden passen da jetzt jedenfalls besser hin.

 

Auf der Speisekarte befand sich zum Zeitpunkt unseres Besuches nur noch etwas für den "kleinen Hunger" - aber zu deftigen Preisen (4,50 Euro für ein Paar Wienerwürstchen mit 'ner Scheibe Brot). 

 

Um so schöner war der Aufenthalt an der Tankstelle. Die Preise für Benzin, Kaffee und Zigaretten sind derzeit unschlagbar - gut, dass unsere RT mit zwei großen Koffern ausgestattet ist und Glück gehabt, dass wir auf dem Rückweg nicht in eine zivile Zollkontrolle geraten sind...

 

Nun hatten wir aber Hunger und es schien, dass das Magenknurren lauter wurde als unsere Zwei- und Vierzylinder. Die nächste Etappe dauerte daher exakt drei Minuten, nämlich bis zum ersten Restaurant in Dasburg.

 

Es handelte sich um das "Daytona". Nicht nur der Name läßt vermuten, dass hier Moppedfahrer willkommen sind, sondern auch diverse Schilder und Auszeichnungen von Motorradzeitschriften. Von der Terrasse bzw. dem Balkon auf dem ersten Stock hat man freie Sicht auf den Parkplatz gegenüber - die Moppeds sind also immer in Blick- und Reichweite.

 

Im "Daytona" erlebten wir dann die nächste Überraschung: Auf der holländisch (???) ausgerichteten Speisekarte wurde sowohl ein "Hamburger" als auch ein "Hamburger mit Brot" angeboten. Hä, ein Hamburger mit Brot ?

 

Vorsichtshalber bestellte ich mir einen "normalen" Hamburger - und es kam ein rundgeklopfter Fleischklops, sonst nichts. Keine Gurken, kein Grünzeugs, keine Sauce, nur der planierte Fleischklops. Ok, die Variante "mit Brot" wäre dann auch nicht wesentlich anders ausgefallen. Das hat man dann davon, wenn man wie ich sonst ständig von sich behauptet, dass man ja kein Vegetarier sei und deswegen kein Grünzeugs essen würde - manchmal gehört es eben doch dazu.

 

Es war aber nicht schlimm, denn es war gefühlt ohnehin zu heiß zum Essen. Trotzdem war der Hamburger gut.

 

Ein Tipp: Man sollte sich zu dem Hamburger noch ein Töpfchen mit "Specialsauce" bestellen (steht aber nicht auf der Karte) - ein Gemix aus Mayonnaise, Ketchup und Zwiebeln und schon hat man einen selbstgebauten Hamburger, von dem sich McDoof eine Scheibe abschneiden könnte.

 

Nach kurzer Pause fuhren wir nun langsam in Richtung Norden über die L1 nach Lützkampen. Die Straßen wurden da wieder etwas breiter und die Kurven weiter. Man kann da schön im 5. Gang durchcruisen. An der Lützkampener Brücke befindet sich eine eindrucksvolle Huskyzucht, die wir vor einem Jahr auf unserer Grenzerfahrungstour entdeckt hatten.

 

Wie damals waren die Inhaber auch dieses Mal so nett, und ließen uns zu einer Besichtigung hinein. Helene hätte gerne Paul, einen sechs Monate alten Welpen, mitgenommen - gut, dass wir mit nicht mit dem Auto, sondern mit dem Motorrad unterwegs waren.

 

Weiter ging es via Leidenborn und Lichtenborn durch Wälder und grüngelbe Felder zum Marktplatz nach Prüm. Zeit für ein Eis und eine Besichtigung von Kaiser Lothar's Grab in der Basilika - er lag noch da und das Eis war gut. Man merkte aber, dass uns in Prüm die Zivilisation wieder eingeholt hatte - der Verkehr nahm merklich zu. Inzwischen war es auch schon kurz vor neunzehn Uhr und bis nach Köln waren es ja noch rund 100 km.

 

An der Autobahnauffahrt bei Blankenheim trennten wir uns dann von Frank & Claudia. Sie waren tolle Tourteilnehmer und wir glauben, es hat ihnen Spaß gemacht. Wir gaben der BMW die Sporen und düsten über die Autobahn nach Hause.

Reisetourer's Fazit:

 

Wer einmal durch's Ourtal gefahren ist, kommt wieder. Garantiert. Diese Tour macht süchtig.

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