Home > Touren & Treffen > Jakobsweg > Etappe 12
Zum Ende unserer Reise wollte Petrus dann an diesem Tag nochmal zeigen, was Regen heißt. Wir hatten ja offenbar noch nicht genug davon abbekommen.
Doch bevor es soweit kam, genossen wir mehr oder weniger noch eine sonnenreiche Fahrt über eine französische Route 66. Sie hieß natürlich nicht so, kam uns aber so vor, denn es ging wieder schnur geradeaus.
Dass wir uns langsam wieder dem Ausgangspunkt unserer Reise nähern würden, zeigten die stetig mehr werdenden Rapsfelder, an denen wir entlangcruisten.
Mitten im Nix und am Rande eines kleinen Dorfes fanden wir dann eine kleine Bar für unsere Kaffeepause. Die Wirtin, selber begeisterte Harley-Fahrerin, freute sich, auch wenn unsere Marken nicht gerade zum Zielpublikum gehörten. Naja, es war Vormittag und französische Harleypiloten lagen da wohl noch in den Federn, denn wir waren die einzigen Gäste.
Weiter führte uns die Route 66 dann in die mittelalterliche Stadt Provins. Auf den letzten paar hundert Metern öffnete Petrus die Pforten und wir erreichten klatschnaß das kleine Städtchen Provins in der französischen Provinz. In strömendem Regen passierten wir ein Café nach dem anderen - stets waren geeignete Parkplätze Fehlanzeige. Lediglich eine Dönerbude bot uns die Möglichkeit, davor zu halten. Klar, dass wir die auch gleich enterten.
Es gab tatsächlich welche von uns, die mit einem Döner nix anfangen konnten und zogen mit dem auf dieser Reise oft gehörten Satz "Des' mog i abber net" von dannen. Der Rest von uns machte sich über türkisch-französische Spezialitäten her und unsere Klamotten trockneten so langsam auch wieder ab. Dass der Dönerladen gut sein mußte, zeigte die Tatsache, dass die französische Polizei ebenfalls davor Halt machte und bestellte.
Kleiner Reisetipp: Man kann weltweit davon ausgehen, dass es da, wo örtliche Polizisten essen, zwar einfach, aber gut und preiswert sein muss...
Nach einer guten Stunde klarte der Himmel wieder etwas auf und wir setzten unsere Fahrt in Richtung Nordosten fort. In Sézanne kreuzten wir die Route, die wir auf der Hinfahrt gefahren sind.
Jedoch kurz vor Épernay, unserem ersten Etappenziel, zog sich der Himmel am Horizont dann wieder bedrohlich zu. Während einer kurzen Zigarettenpause am Straßenrand berieten wir, was zu tun sei, denn vor uns lagen noch knappe neunzig Kilometer bis nach Verdun.
Da es von dieser Stelle aus auch über die Landstraße nur noch öde geradeaus gehen würde, entschlossen wir uns, gleich die Autobahn zu nehmen, um zügig und vielleicht doch noch trocken in Verdun anzukommen. Wir hatten vereinbart, dass wir in Verdun nicht gleich zum Hotel fahren würden, sondern erst noch das knapp zehn Kilometer entfernte Denkmal des ersten Weltkriegs besuchen werden.
Als wir am Ossuaire Douaumont oberhalb von Verdun ankamen, regnete es, als ob jemand ganze Badewannen über unsere Köpfe ausschüttete. Ungeachtet dessen blieben Helene und ich draußen und machten die Fahrzeugwache, während die anderen ins Denkmal gingen. Zahlreiche Schilder weisen da auf Fahrzeugaufbrüche hin, es wäre also keine gute Idee gewesen, die vollgepackten Moppeds unbeaufsichtigt dort stehen zu lassen.
Nach kurzer Zeit kamen Uwe und Reinhild bereits zurück, denn sie wollten uns nicht so lange da im Regen stehen lassen. Als nach dreißig Minuten aber von den anderen immer noch keiner kam und wir inzwischen bis auf die Knochen naß waren, riß Uwe der Geduldsfaden und er fuhr bereits ins Hotel vor.
Wir wären natürlich am liebsten mitgefahren, aber dann hätte Reinhild alleine bei den Moppeds gestanden. Das wollten wir ihr nicht antun und so warteten wir weiter stoisch im strömenden Regen. Sie ging immer wieder ins Denkmal, um zu schauen wo ihr Mann und die anderen blieben, fand sie aber nicht. "Die zählen wohl sämtliche Knochen, die da im Keller liegen", meinte sie wütend.
Erst nach über einer Stunde tauchten sie auf. Nicht, dass sie jetzt schleunigst zu uns kamen, nein, sie schauten nur kurz rüber und machten sich doch tatsächlich auf den Weg, jetzt auch noch den Soldatenfriedhof zu besichtigen. Wir fuhren hin, ich klärte sicherheitshalber ab, ob sie das Hotel auch alleine finden würden und dann machten wir uns aus dem Staub. Ihre Motorräder hatten sie ab da ja in Sichtweite und konnten selber drauf aufpassen.
Helene und ich ließen uns den Abend davon natürlich nicht verderben. Nach einer langen heißen Dusche gingen wir dann zum Essen in die Stadt. Im "Boucher du Quai", das wir schon von anderen Besuchen her kannten, wurden wir auch diesmal nicht enttäuscht. Die Steaks waren nicht schaffbar. In einer kleinen Bar am Place Central, in der nur Einheimische verkehrten, ließen wir beide den letzten Abend unserer Reise bei ein paar Rotwein ausklingen.
Die hier vorgesehene Bildergalerie wird gerade aktualisiert - sorry