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"Kommt' doch mal mit in den Hunsrück", meinten unsere Freunde aus der Stadt, wo die Straßenbahnen an Stangen aufgehängt durch die Luft schweben (Anm.: Wuppertal ist gemeint).
Dieses Wochenende war es dann soweit. Normalerweise brauchen wir für eine Moseltour keine Übernachtung, da wir aber abends mit unseren Freunden auch das eine oder andere Bier trinken wollten, buchten wir ein Zimmer in der Bikerpension "Moselhöhe" in Liesenich; das liegt etwas oberhalb von Beilstein an der Mosel.
Um es vorwegzunehmen: Die einfach eingerichtete Pension ist sehr sauber und motorradtauglich. Es gibt überdachte Stellplätze, Helmregale, Trockenraum und einige weitere sinnvolle Services für Moppedfahrer.
Jedenfalls machten wir uns, kurz nachdem wir eingecheckt hatten, auf den Weg nach Idar-Oberstein, bekannt für seine Edelstein- und Schmuckmanufakturen.
Schön war, dass wir uns diesmal um die Tourplanung keine Gedanken machen mußten, wir fuhren einfach den beiden Wuppertalern hinterher. So hatten wir Gelegenheit, uns ganz der schönen Landschaft und den tollen Kurvenpassagen zu widmen.
Wir fuhren teilweise auch über die Hunsrückhöhenstraße. Wie der Name vermuten läßt, führt sie über die Höhen des Hunsrücks.
Sobald wir "oben" auf freiem Feld waren, pfiff uns der Wind gehörig um die Ohren und einmal mehr hatten wir den Eindruck, dass es sich bei unserer BMW um eine fahrende Schrankwand handeln würde, denn sie bot den Böen eine große Angriffsfläche und wir waren weniger Fahrer, sondern mehr Surfer. Zum Glück führte uns der Rest des Weges und auch der Rückweg "unten" durch die windgeschützten Täler.
In Idar Oberstein durfte ein Besuch des Edelsteinmuseums nicht fehlen. Mich selber konnte das irgendwie nicht reizen und ich hätte gerne die Fahrzeugwache gemacht, wurde aber mit strengem Blick dazu "überredet", mir die Steinchen und Klunker ebenfalls anzusehen. Letztlich war es dann auch für mich beeindruckend - für Helene allemal. Klar, Diamonds are a girls best friend...
Auch außerhalb des Museums dreht sich in IO alles um Schmuck und Edelsteine; jeder zweite Laden hat irgendetwas damit zu tun. Wer sich mit Raubüberfällen durchs Leben schlägt, müßte hier ein wahres El Dorado vorfinden.
Mir kam es schon irgendwie merkwürdig vor, dass wir - also Helene - dieses Mal nichts kaufen wollten. Doch knapp dreißig Kilometer entfernt, bei einer alkoholfreien Weißbierpause an einem Weiher, meinte Helene plötzlich, dass sie sich ärgern würde, einen kleinen Elefanten aus Schmuckstein nicht gekauft zu haben.
Aha, die Welt war also doch noch in Ordnung. Natürlich sind wir aber nicht umgekehrt, denn einerseits war es nun schon später Nachmittag und andererseits lockten frischgezapfte Biere und Steaks vom Grill.
Wir setzten unsere Rückfahrt entlang der Mosel fort. Bernkastel-Kues, Traben-Trabach und Kröv hießen die Weindörfer, die wir passierten. In Kröv wird übrigens der berühmte Wein "Kröver Nacktarsch" hergestellt. Leider konnten wir uns eine Weinprobe moppedbedingt nicht leisten und fuhren weiter.
Vor ein paar Jahren war das Gebiet rund um Mosel und Hunsrück offenbar auch eine beliebte Ferienregion der Römer, denn man findet alle Nas' lang noch Reste von Römer-Villen, römischen Badeanlagen, Tempeln und Römergräbern. Kann man alles besichtigen, muss man aber nicht unbedingt. Es reicht auch, ein paar Bände von Asterix & Obelix gelesen zu haben - am besten auf Hunsrücker Platt, dann hat man schon eine Vorstellung, was damals da so abging.
An der Mosel entlang zu fahren, bedeutet auch, alle paar Kilometer über eine Brücke zu fahren. Fährt man dann mal ein bisschen ins Hinterland, fällt es schwer, zu erraten, auf welcher Seite der Mosel man sich gerade befindet. Irgendwann verliert man zwangsläufig die Orientierung - aber die Witterung nach Bier & Steak lotste uns auch kilometerweit den richtigen Weg zurück.
Zurück in der Pension nahmen wir noch kurz Notiz davon, dass "Les bleues" - also die französische Frauen-Fußballmannschaft - das Spiel um Platz 3 der WM verloren hatte. Unmittelbar danach schälten wir uns aus den Moppedklamotten und dann zog es uns schon in den Biergarten, wo wir die anderen Moppedfahrer kennenlernten.
Wir saßen an einem nett zusammengewürfelten Tisch: Ein Pärchen aus Dänemark, eins aus Hamburg, eins aus dem Münsterland, die Wuppies und wir zwei Rheinländer. Fünf Meter entfernt lud der Gastwirt ein Steak nach dem anderen auf den großen Grill.
Es dauerte keine zwei Biere, dann wurde ich auch schon ermahnt: Ich hatte den Fehler gemacht, mir nur kleine Biere (0,3 ltr) zu bestellen. Kaum hatte der Wirt das gemerkt, belehrte er mich gleich über die Regeln des Hauses: "Hör' ma', meine Kellner kriegen hier kein Kilometergeld, sondern werden nach Umsatz bezahlt; bestell' also große Biere!". Ich dachte mir nur: Ey, Du..., warum bietest Du 0,3er Gläser denn dann auf Deiner Karte an ?
Ok, was soll's - also goß ich mir danach ein paar Krüge mit regionalem Bier in den Kopf - aber sorry, liebe Hunsrücker, Eure Definition von Gerstensaft verursachte bei mir sofort solche Kopfschmerzen, dass ich es dann für den Rest des Abends vorzog, mich ausgiebig mit einem Herrn namens Jack Daniels zu beschäftigen.
Auf jeden Fall hatten wir an unserem Tisch viel Spaß und die Steaks vom strengen Gastwirt waren auch ganz gut - jedenfalls, so lange er Lust hatte, zu grillen. Nach knapp zwei Stunden warf er das ganze Fleisch auf einen Haufen und wendete sich mit den Worten ab: "Wer jetzt noch was will, kann es sich hier holen, ich mach' jetzt Feierabend..."
Am nächsten Morgen sah der Himmel zunächst nicht sehr verheißungsvoll aus; er war nämlich einfach nicht zu sehen. Es goß erstmal in Strömen. Also wurde kurzerhand das Frühstück solange verlängert, bis es aufklarte und der Asphalt wieder trocken wurde.
Unsere beiden Tourguides führten uns dann über beeindruckende Serpentinenstraßen zurück an die Mosel. Die Strecke war absolut alpenähnlich; eine 180-Grad-Kehre nach der anderen. Ein paarmal durften die Zylinder des Boxers am Boden kratzen...
In Cochem verabschiedeten wir uns von Frank & Petra. Sie wollten über die Autobahn zügig zurück nach Wuppertal. Wir hingegen wollten in Ruhe noch ein paar Runden durch die Vulkaneifel drehen und über Landstraßen am Nürburgring vorbei noch zum Bikerpitter in Schuld fahren.
Leider machte uns wieder das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Statt einer Sommertour wurde es irgendwie gefühlt zu einem Herbstausflug - heftige Sturmböen, starke Regenfälle und ab und zu mal Sonnenschein wechselten sich bis dahin ab und gingen irgendwie nahtlos ineinander über.
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